Seit diesem Sommer sind konjunkturabhängige Aktien an Europas Börsen wieder "en vogue". Wie die Aktienstrategen der Credit Suisse schreiben, liess sich mit diesem Titelsegment seit Anfang Juli rund 11 Prozent mehr verdienen als mit von der Konjunktur unabhängigen Aktien. Das sei aber längst nicht in allen Fällen gerechtfertigt, so die Experten.

Sie haben aus diesem Anlass eine 28 Namen starke Liste von Aktien zusammengestellt, bei welchen sie den Höhenflug der letzten Wochen als übertrieben erachten. Darunter sind folgende fünf Vertreter aus der Schweiz zu finden:

Panalpina: Um Restrukturierungskosten bereinigt legte das Transportunternehmen aus Basel in der zweiten Juli-Hälfte ein besser als erwartetes Quartalsergebnis vor. Dieses legte den Grundstein für einen Anstieg der Aktie um 18 Prozent. Auch in der Zeit seit Anfang Juli liegt das Kursplus in dieser Region. Seit wenigen Wochen häufen sich die Anhaltspunkte, dass der Welthandel langsam Fahrt aufnimmt.

Die Credit Suisse empfiehlt die Aktie von Panalpina mit "Underperform" und einem Kursziel von 93 Franken zum Verkauf. Die Schweizer Grossbank stösst sich an der mässigen Barmittelgenerierung und dem sich schon seit Jahren in die Länge ziehenden Turnaroundprozess.

Flughafen Zürich: Die Aktie des Flughafenbetreibers steht schon seit längerer Zeit hoch in der Anlegergunst. Das überrascht nicht, übertrafen die Resultate des Unternehmens in den letzten Jahren doch regelmässig die Markterwartungen. Darüber hinaus wurde den Aktionären eine grosszügige Sonderdividende entrichtet. Seit Juli ist der Aktienkurs um knapp 10 Prozent gestiegen.

Erst vor wenigen Tagen bezeichnete die Credit Suisse die mit "Underperform" eingestufte Aktie von Flughafen Zürich als Schlüsselverkaufsempfehlung. Vom gerademal bei 154 Franken liegenden Kursziel lässt sich ein Abwärtspotenzial von 15 Prozent ableiten. Die Schweizer Grossbank argumentiert mit der zu stolzen Unternehmensbewertung und verweist darauf, dass die Aktie einen Bewertungsaufschlag von 26 Prozent gegenüber jenen anderer Flughafenbetreiber aufweist.

Kursverlauf der Aktie von ABB (rot), Givaudan (grün), Panalpina (violett), VAT Group (Orange) und Flughafen Zürich (pink) der letzten 12 Monate, Quelle: www.cash.ch

VAT Group: Der Hersteller von Vakuumventilen wird erst seit Mitte April an der Börse gehandelt. Nach einem sehr viel besser als erwartet ausgefallenen Halbjahresergebnis und der Bekanntgabe einer in Zukunft grosszügigeren Dividendenpolitik nahm die Aktie in den vergangenen Wochen endlich Fahrt auf. Trotz einer überraschenden Beteiligungshalbierung durch den Grossaktionär Capvis errechnet sich seit Juli noch immer ein Kursplus von rund 20 Prozent.

Die Credit Suisse räumt zwar ein, dass die VAT Group die bankeigenen Erwartungen in den ersten sechs Monaten weit übertroffen hat. In diesem Zusammenhang erhöhte die Schweizer Grossbank ihre Gewinnschätzungen für die nächsten Jahre kürzlich um bis zu 16% und zog das Kursziel für die mit "Neutral" eingestufte Aktie auf 77 (60) Franken nach. Interessierten Anlegern wird dazu geraten, einen Kursrückschlag abzuwarten.

ABB: Im Hinblick auf den diesjährigen Investorentag von Anfang Oktober ist beim Industriekonzern aus Zürich durchaus für Fantasie gesorgt. Dann nämlich wird Konzernchef Ulrich Spiesshofer das Ergebnis der strategischen Überprüfung des Stromübertragungsgeschäfts vorlegen. Zumindest der Grossaktionär Cevian Capital fordert einen Verkauf dieses Geschäftszweigs. Nicht zuletzt auch deshalb liegt der Kurs der ABB-Aktie um 15 Prozent über dem Stand von Anfang Juli.

Die Credit Suisse hält einen Verkauf des Stromübertragungsgeschäfts für wahrscheinlich, schätzt diesen Wert allerdings geringer ein als andere Banken es tun. Die Schweizer Grossbank kommt auf eine Gesamtsumme des Werts der einzelnen Geschäftsbereiche (Sum-of-the-Parts) von 18,50 Franken je Aktie. Das liegt nicht unwesentlich unter dem aktuellen Kurs und dem offiziellen Kursziel von 20 Franken für die mit "Neutral" eingestufte Aktie.

Givaudan: Auch Givaudan ist bei Anlegern sehr beliebt. Der Aromen- und Riechstoffhersteller aus Genf wächst kräftig und schüttet seinen Aktionären rund zwei Drittel des Jahresgewinns als Dividende aus. Nach einer Formschwäche im Juni konnte sich seine Aktie wieder fangen. Die Erwähnung durch die Strategen der Credit Suisse überrascht, legte der Kurs seit Juli doch nur um 6 Prozent zu.

Bei der Credit Suisse werden die Qualitäten von Givaudan durchaus erkannt. Die Schweizer Grossbank glaubt denn auch, dass das Unternehmen aufgrund der soliden Bilanz weitere Aktionärswerte schaffen kann. Aufgrund der stolzen Bewertung sehen die Experten bei der mit "Neutral" und einem Kursziel von 1700 Franken eingestuften Aktie allerdings keinen Raum für höhere Kursnotierungen mehr.