Die Konzentration von Novartis auf die Bereiche Pharma, Augenheilkunde und Generika, welche alle eine kritische Grösse haben und weltweit aufgestellt sind, ist keine Überraschung. Schon lange haben Novartis-Verantwortliche den Willen zur Bereinigung des Portfolios angekündigt und sich damit selber unter Druck gesetzt. Überraschend ist höchstens, dass der Basler Pharmakonzern so lange brauchte, um den Umbau in die Wege zu leiten. 

Die Weichenstellung bei Novartis bedeutet einen weiteren Bruch mit der Vergangenheit, die hiess: Daniel Vasella. Der ehemalige CEO und VR-Präsident war verantwortlich für die Gemischtwarenladen-Strategie. Dass dies nicht zum Vorteil der Novartis-Aktie war, lässt sich am Kursverlauf ablesen. Seit der Rücktrittsankündigung von Vasella im Januar 2013 hat die Novartis-Aktie einen Viertel an Wert zugelegt.

Die Neuausrichtung bei Novartis ist noch nicht beendet. Der Konzern muss sich weiter für die Zukunft wappnen. Die Pharmabranche leidet unter der Konkurrenz durch Nachahmerprodukte, da viele Medikamente den Patentschutz verlieren. Immer mehr Konkurrenten drängen in den Markt für lukrative Krebsmedikamente - genau der Bereich, der Novartis nun ausbauen will.

Die Folge: Das Fusionskarussell in der Branche dreht sich rasant. Vor zwei Wochen entstand in Indien mit der Übernahme von Ranbaxy durch Sun Pharmaceutical ein neuer Generika-Riese. Und über Ostern sickerte durch, dass der US-Pharmagigant Pfizer 100 Milliarden Dollar für den Konkurrenten Astrazeneca zu zahlen bereit ist.

Mit dem Verkauf der Ein-Drittel-Beteiligung an Roche blieben Novartis etwa 14 Milliarden Franken zurück und die Mittel für Wachstum einsetzen. Zwar beteuert Novartis-Chef Joe Jimenez bei jeder Gelegenheit, dass man am Roche-Paket festhalten wolle. Aber die neuen Verwaltungsratspräsidenten von Novartis und Roche sorgen für Glasnost am Rheinknie. Der Verkauf der Roche-Beteiligung wäre für Novartis der finale Abschied an die Vasella-Vergangenheit.