Der österreichische Karstadt-Eigner und Immobilien-Investor Rene Benko und der nordamerikanische Kaufhof-Eigner HBC haben sich auf eine Zusammenlegung der beiden Ketten verständigt.

Die Fusion soll auch Einsparungen bringen - etwa bei den Zentralen, im Einkauf und der Logistik. Beide Ketten stehen unter Druck, die Konkurrenz von Online-Händlern macht ihnen zu schaffen. Der Branchenverband HDE sagt etwa für die Internet-Händler 2018 ein Wachstum von zehn Prozent voraus. Für die Branche sollen es nur zwei Prozent werden.

Was wird zusammengelegt?

Aus den beiden Warenhaus-Ketten entsteht ein Gemeinschaftsunternehmen mit 32.000 Mitarbeitern, 243 Standorten in Deutschland, Belgien und den Niederlanden sowie zahlreichen Online-Plattformen rund um Karstadt.de und Kaufhof.de. HBC zufolge lagen die Umsätze im vergangenen Jahr zusammen bei rund 5,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Nach Zahlen des Kölner EHI-Instituts und Statistas kamen die 100 grössten Online-Händler in der Bundesrepublik auf einen Umsatz – mit physischen Gütern – von 30,5 Milliarden Euro. Allein 8,8 Milliarden Euro entfielen davon auf Amazon.de.

Fusioniert werden nun zwei Erzrivalen. Kaufhof mit Sitz in Köln blickt auf eine fast 140-jährige Geschichte zurück: 1879 eröffnete der Kaufmann Leonhard Tietz in Stralsund ein Textilgeschäft und legte damit den Grundstein. Kaufhof gehört seit dem 1. Oktober 2015 zu dem nordamerikanischen Konzern, der die Kette für 2,8 Milliarden Euro vom Handelsriesen Metro übernommen hatte. Die Gruppe betreibt in Deutschland 96 Warenhäuser.

Der 1881 von Rudolph Karstadt in Wismar gegründete Wettbewerber Karstadt hat eine wechselhafte Historie hinter sich. Nach Höhen und Tiefen war Karstadt 2009 zusammen mit der damaligen Konzernmutter Arcandor in die Insolvenz geschlittert. 2010 übernahm der Milliardär Nicolas Berggruen Karstadt. Vier Jahre später reichte er das Unternehmen an den österreichischen Immobilien-Investor Benko weiter. Benko machte sich an die Sanierung der Kette, die er in das Warenhausgeschäft, einen Sportbereich und die Luxus-Warenhäuser um das Berliner KaDeWe aufteilte. Das Warenhausgeschäft unter dem Namen Karstadt umfasst noch 79 Warenhäuser in Deutschland. Für das laufende Geschäftsjahr peilt der Konzern ein "ausgeglichenes Jahresergebnis" an.

Welche Fehler machte HBC bei Kaufhof?

Neue Farben, schöne Architektur, trendige Marken - HBC malte beim Sprung über den Atlantik die neue Kaufhof-Welt in bunten Farben aus. "Sie sind bei HBC in guten Händen", rief der damals für die Auslandsexpansion zuständige HBC-Manager Don Watros der Kaufhof-Belegschaft 2015 zu - er hat das Unternehmen inzwischen verlassen. Die aus Nordamerika entwickelten Konzepte griffen bei Kaufhof nicht, die neuen Eigner unterschätzten - wie vor ihnen auch schon andere Handelsketten aus Übersee - die Besonderheiten des vom harten Wettbewerb gezeichneten deutschen Marktes.

Zahlreiche Management- und Strategiewechsel waren die Folge. Eine verunsicherte Belegschaft stand ohne klare Ziele vor Augen in den Filialen, der Umsatz bröckelte, Kaufhof schrieb rote Zahlen. Trotzdem stand die HBC-Führung zu ihrem teuren Europa-Investment. Anfang des Jahres rückte mit Helena Foulkes eine neue Chefin an die Konzernspitze. Sie räumte auf - und geht nun ein Bündnis mit Benko ein. Als Rückzug aus Europa möchte sie den Schritt aber nicht verstanden wissen.

Was machte Karstadt anders und wo wird nun gespart?

Benko hat Karstadt zurück in die Gewinnzone geführt - mit Hilfe seines Handelsexperten Stephan Fanderl. Er war im Oktober 2014 auf den Chefposten bei Karstadt aufgerückt. Fanderl setzte zunächst den Rotstift an. Zudem lichtete der Manager den Markendschungel im Sortiment und setzt verstärkt auf eine lokale Ausrichtung der Warenhäuser. Nun soll der Manager auch den fusionierten Konzern auf Kurs bringen.

Einsparmöglichkeiten bieten sich Fanderl dabei: Zwei Zentralen - eine in Essen, eine in Köln - werden die Warenhäuser auf Dauer nicht mehr brauchen, auch in Einkauf und Logistik können die Kosten gedrückt werden. Auch Doppel-Standorte könnten geschlossen werden. Zahlreiche Häuser beider Marken stehen in deutschen Innenstädten wie in Frankfurt oder Düsseldorf in unmittelbarer Nähe zueinander. Stellen könnten also wegfallen. 

(Reuters)