Der Dollar steht seit frühen Freitagmorgen einmal mehr unter Druck. Zeitweise werden sogar Kurse unter 0,9035 Franken bezahlt. Das liegt in unmittelbarer Nähe zum Mehrjahrestief aus der Vorwoche bei 0,90 Franken.

Die Devisenmarktakteure reagieren damit auf Aussagen von Notenbankchef "Jay" Powell, wonach die US-Notenbank künftig zu einer flexibleren Preisniveausteuerung übergeht. Angestrebt wird neuerdings eine Teuerung von "durchschnittlich" 2 Prozent.

Für Experten steht nun fest: Dieser Schritt ermöglicht es der US-Notenbank, die Leitzinsen selbst dann noch tief zu halten, sollte die Teuerung anziehen. Bisher erhöhte sie die Zinsen schon bevor die Teuerung das erklärte Ziel von 2 Prozent erreichte.

Die wohl deutlichsten Worte findet die Rabobank. Sie sieht die US-Notenbank der heimischen Wirtschaft einen Bärendienst erweisen. Die ultralockere Geldpolitik helfe eigentlich nur noch dem reichsten Prozent der Bevölkerung und gehe zu Lasten der übrigen 99 Prozent. Die US-Notenbank sei an einem Punkt angelangt, an dem sie in vielen Belangen nicht länger die Lösung, sondern Teil des Problems sei, so die Rabobank weiter.

Teuerungsziel wird womöglich nur leicht überschritten

Die Credit Suisse schliesst aus den Aussagen Powells, dass die US-Notenbank grundsätzlich eine höhere Teuerung anstrebt. Überrascht zeigt sich die Grossbank nicht. Allerdings räumt sie ein, dass dieser Schritt früher als gedacht komme. Zur weiteren Dollar-Entwicklung äussert sich die Credit Suisse hingegen nicht.

Auch die Commerzbank zeigt sich alles andere als überrascht. So hätten mehrere Mitglieder des Offenmarktausschusses bereits vor Wochen entsprechende Hinweise auf eine flexiblere Preisniveausteuerung gegeben. Hinzu komme, dass Powell die Teuerung nur moderat "überschiessen" lassen wolle. Die deutsche Grossbank räumt zwar ein, dass der Dollar bereits deutlich Federn lassen musste. Doch sieht sie durchaus noch weiteres Abwertungspotenzial.

Das wiederum sehen Devisenhändler ähnlich und sehen im schwächeren Dollar ein klares Misstrauensvotum an die Adresse der US-Notenbank.