Mitte nächste Woche ist es wieder soweit: Der Offenmarktausschuss der amerikanischen Notenbank trifft sich zur ordentlichen geldpolitischen Lagebeurteilung.

Ursprünglich sah alles danach aus, als ob die Entscheidungsträger Nägel mit Köpfen machen und die Leitzinsen erhöhen würden. Im Zuge des überraschend schwachen Einkaufsmanager-Index und dem nicht weniger schwachen Arbeitsmarktbericht für August waren sich die Auguren eines Zinsschritts dann aber nicht mehr ganz so sicher. Dieser werde sich in den Dezember verschieben, so hiess es auf einmal.

Einmal mehr ein Verwirrspiel

Seit diesem Wochenende schlägt das Pendel nun erneut in die andere Richtung. An den Finanzmärkten meldet sich die Angst zurück, wonach die amerikanische Notenbank die Zinsen doch schon nächste Woche zum zweiten Mal seit Ausbruch der Finanzkrise von 2007/08 anheben könnte. Der Grund: Einige Vertreter scheinen die Marktakteure noch immer auf einen Zinsschritt einschwören zu wollen. Die Folgen machen sich am Montag an den internationalen Börsen bemerkbar: Sowohl in Asien wie in Europa sinken die Kurse auf breiter Front.

Im Laufe des Montagnachmittags mitteleuropäischer Zeit melden sich drei weitere Gouverneure der amerikanischen Notenbank unabhängig voneinander zu Wort. Darunter die als gemässigt geltende Lael Brainard. Ihren Aussagen wird in Expertenkreisen eine besonders grosse Bedeutung beigemessen.

Aktienmarkt schwach - Anleihemarkt reagiert vergleichsweise gelassen

Nicht zum ersten Mal sorgen die amerikanischen Notenbankvertreter im Vorfeld eines Zinsentscheids für ein Verwirrspiel. Experten erklären sich die teilweise sehr unterschiedlichen Aussagen nicht zuletzt mit den verschiedenen Positionen innerhalb des Offenmarktausschusses. Jeder Gouverneur versucht in der Öffentlichkeit seinen eigenen Standpunkt klarzumachen, so heisst es in diesem Zusammenhang. Gab es früher innerhalb der amerikanischen Notenbank nur zwei Lager, das der Vertreter einer restriktiven Zinspolitik und jenes der Vertreter einer lockeren Zinspolitik, so kommt mit den Unentschlossenen neu ein drittes hinzu.

Während die Angst vor einer Leitzinserhöhung dem amerikanischen Aktienmarkt am Freitag einen Kurseinbruch bescherte, reagierte der Anleihenmarkt in New York vergleichsweise gelassen. So lässt sich von den Anleihenkursen im Bereich kurzer Laufzeiten noch immer nur eine Wahrscheinlichkeit von gerademal 25 Prozent für einen Zinsschritt anlässlich des Treffens von nächster Woche ableiten.

Das deckt sich auch mit der Erwartungshaltung vieler Ökonomen. Die meisten rechnen, wenn überhaupt, frühestens im Dezember mit einer Leitzinserhöhung. Sollten sich die Notenbankvertreter im Laufe des Montagnachmittags unserer Zeit allerdings ebenfalls mehrheitlich für einen Zinsschritt aussprechen, könnte das die Verunsicherung an den Märkten weiter schüren und in New York auch die Kurse von Anleihen mit kurzen Laufzeiten in Mitleidenschaft ziehen.