Hybridanleihen sind nachrangige Unternehmensanleihen mit langen oder gar unbegrenzten Laufzeiten, die vom Herausgeber vorzeitig gekündigt werden können. Dieser Emittent kann darüber hinaus auch die Couponzahlungen aussetzen, ohne dabei einen Zahlungsausfall zu bewirken. Macht er dies jedoch, so kann das Unternehmen erst wieder Aktiendividenden ausschütten, wenn die ausgebliebenen Couponzahlungen erfolgt sind.

"Es ist eine andere Anlageklasse als man sie vielleicht bisher kennt", sagt auch Michael Liller, Fondsmanager von Deutsche Asset Management im cash-Video-Interview. Der Experte für Hybridanleihen rät, sich vor einem solchen Investment "auf jeden Fall" zu informieren. Mann müsse sich als Anleger klar bewusst sein, dass es auch mal zu Marktpreis-Verwerfungen kommen kann und generell die Volatilität höher als bei traditionellen Anleihen sei.

Ich Gegenzug zu diesem hohem Risiko wird der Anleger aber auch mit einer höheren Renditeaufschlag belohnt. Gemäss Liller - der den DWS Hybrid Bond Funds managt - liegt die durchschnittliche Marktperformance von Hybridanleihen von Unternehmen in diesem Jahr bei 3,5 Prozent - was deutlich über derjenigen von herkömmlichen Bonds liegt.

Die EZB drückt Rendite nach unten

Einen erheblichen Einfluss auf die Rendite von Unternehmensanleihen hatte die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom vergangenen 10. März, 80 anstatt wie bisher 60 Milliarden Euro an Anleihen pro Monat zu kaufen und auch neu in Corporate Bonds zu investieren. Seither ist die durchschnittliche Rendite europäischer Unternehmensanleihen mit Investment Grade – das heisst solche mit hoher Bonität– auf unter 1 Prozent gesunken. Es kam bereits zu einer Vielzahl an Neuemissionen, da Unternehmen günstig Kredite aufnehmen können. Das führt zu einem ansteigenden Kurs - bei fallender Gesamtrendite. 

Auch Hybridanleihen wurden wegen der EZB gefragter. "Wenn der Investor grundsätzlich mit dem Emittenten zufrieden ist, kann er mit einer nachrangigen Hybridanleihe des gleichen Herausgebers eine deutlich höhere Rendite erzielen", so Liller. Dabei müsse man sich jedoch mit den Besonderheiten solcher Spezial-Anleihen wohl fühlen und die Ausgestaltungsmerkmale kennen, die nicht immer investorenfreundlich seien.

Vorschriften begünstigen Hybride

In der Schweiz hat die von der Regierung beschlossene Verschärfung der Kapitalvorschriften bei Banken zu einer Attraktivitätsteigerung von Hybridanleihen geführt. Die Schweizer gelten als eine der ersten Regulatoren, die sehr strenge und zum Teil komplexe Kapitalmassnahmen durchgesetzt haben. Liller lobt nun die Ankündigung der Finanzmarktaufsicht, die Anleihebedingungen anzupassen "Die Anforderungen wurden nicht nur strenger, sondern glücklicherweise auch wieder mal etwas klarer", meint der deutsche Fondsmanager

"Konkret bedeutet dies, dass Hybridanleihen zum ersten Call-Zeitpunkt die Kapitalanrechnung verlieren." Der Call-Zeitpunkt ist der erstmögliche Moment, in dem der Emittent die Anleihe zurückkaufen kann. Dadurch würden auch alte Instrumente deutlich besser gestellt. Dies deshalb, weil für den Emittenten Anreize bestünden, sein Kündigungsrecht, welches er gemäss den Anleihebedingungen hat, auszuüben. So dass Anleger das Kapital zum antizipierten Kündigungszeitpunkt "sehr voraussichtlich" zurück bekommen.

Dies ist eine Besonderheit von Hybridpapieren. Oft ist die Laufzeit zwar weit in die Zukunft oder gar unendlich, dem Anleger wird jedoch ein Datum zugesichert, ab dem die Anleihe vom Herausgeber zurückgekauft werden kann. Wird das Rückkaufsrecht nicht ausgeübt, so ändert sich ab diesem ersten Kündigungszeitpunkt der Zins. Dieser wird dann üblicherweise durch einen variablen Satz ersetzt, welcher für den Anleger häufig eine schlechtere Verzinsung bedeutet.