Der Trend ist unverkennbar: Immer mehr institutionelle Investoren und Privatanleger investieren in Exchange Traded Funds (ETF) oder Indexfonds. Ein wichtiger Grund dafür sind die tiefen Kosten. Gerade im aktuellen Umfeld mit extrem niedrigen Zinsen wird den Gebühren vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt.

Die börsengehandelten ETF bilden einen Aktienindex eins zu eins ab. Entsprechend braucht es kein teures Management. Die kostenintensive Auswahl einzelner Aktien fällt weg. In der Regel liegt die Gesamtkostenquote eines solchen Indexfonds lediglich zwischen 0,1 und 0,5 Prozent. Anders präsentiert sich die Ausgangslage bei den aktiv gemanagten Wertschriftenfonds: Dort summiert sich die sogenannte Total Expense Ratio (TER) auf 1 bis 2 Prozent. Zudem verlangen gewisse Banken noch eine Ausgabekommission und eine Depotgebühr.

Für institutionelle Investoren wie Pensionskassen ist die Kalkulation rasch gemacht. Wer für einen aktiv gemanagten Fonds 2 Prozent an Gebühren zahlt, muss zuerst eine ebenso hohe Rendite erzielen, bevor er auch nur einen einzigen Franken verdient. Demgegenüber bietet ein ETF dank dem Kostenvorteil schon einmal gute Startchancen.

Wenige schlagen den Index

Zahlreiche Studien zeigen, dass es lediglich 20 bis 30 Prozent der Fondsmanager gelingt, den Index langfristig zu überbieten. Die Kosten sind dabei schon mal ein Start-Handicap. Denn auch heute gilt die Aussage des Nobelpreisträgers William Sharpe: "Aktive Manager erzielen Renditen, die im Durchschnitt und vor Kosten jenen des Marktes entsprechen." Mit anderen Worten: Jedem Manager, der besser abschneidet als der Markt, steht einer gegenüber, der schlechter liegt.

Ob ein Fonds letztlich eine Überrendite erzielt, hängt wesentlich von der Effizienz des Marktes ab. In den grossen Aktienmärkten, etwa der Schweiz, Deutschland oder den USA, ist es für aktive Manager schwierig, die gängigen Börsenindizes zu schlagen.

Grundsätzlich steht bei einem aktiv gemanagten Fonds das Erzielen einer Outperformance gegenüber dem Vergleichsindex im Vordergrund. Der Fondsmanager strebt mit einer gezielten Auswahl seines Portfolios eine Überrendite an. Das kann in wenig effizienten Nischenmärkten und den Schwellenländern durchaus erfolgreich sein. Speziell bei den kleinkapitalisierten Titeln besteht bedeutend weniger Transparenz als im Fall von Blue Chips. Aktive Manager können in solchen Märkten durch einen Informationsvorsprung eine höhere Rendite erzielen, als dies mit einem Indexfonds möglich ist.

Mischmodell

Anders ist das bei einem passiven Anlagevehikel. Ein börsengehandelter Indexfonds bildet den Index möglichst exakt ab. Entsprechend schneidet ein solcher Exchange Traded Fund nie wesentlich besser oder schlechter als die dazugehörige Benchmark ab. Oft kommt es im Rahmen von bestimmten Anlagestrategien, wie etwa dem Core-Satellite-Modell, zu einer Mischform zwischen aktiven und passiven Investments.

Der Kernteil (Core) wird mit einem globalen Indexfonds wie dem MSCI World umgesetzt. Beim ergänzenden Satellite-Element kommen gezielt ausgewählte Fonds mit einem aktiven Management hinzu. Dazu gehören vorzugsweise Aktienfonds von prosperierenden Branchen und Engagements in ausgewählten Emerging Markets, die eine deutlich höhere Rendite versprechen. Mit dieser Kombination können vor allem auch schwierige Marktphasen besser überwunden werden.

Rasantes Wachstum

Der massive Aufschwung bei den Indexfonds spiegelt sich auch in den Statistiken. Das weltweit in ETF verwaltete Vermögen wird derzeit auf rund 5000 Milliarden Franken geschätzt. Vier Jahre zuvor waren es erst 3000 Milliarden Dollar. Die Schweiz partizipiert an diesem von den USA dominierten Markt mit einem Anteil von gut 2 Prozent.

Knapp zwanzig Jahre nachdem die Schweizer Börse ein eigenes Handelssegment eröffnet hat, sind derzeit deutlich über 1000 ETF in dieser Kategorie kotiert. Die grossen ETF-Anbieter wie BlackRock, Lyxor oder Vanguard liefern sich seit Jahren einen heftigen Preiskampf zur Gewinnung von zusätzlichen Marktanteilen. Die Folge davon: Das Gebührenniveau ist in den Hauptsegmenten teilweise um bis zu zwei Drittel nach unten gerutscht. 

Allerdings gilt es, auch beim Erwerb eines Exchange Traded Fund eine aktive Strategie zu verfolgen. Eine aktive Anlagestrategie ermöglicht es, die Verluste einzudämmen. Demgegenüber rutscht ein klassischer Indexfonds bei einem Börsencrash ungebremst in die Tiefe. Man muss sich entscheiden, in welchem Markt oder welchem Segment das passiv verwaltete Geld zu platzieren ist. Die Emittenten von Indexfonds nutzen zwei verschiedene Methoden. Bei der physischen Replikation kauft der Fonds sämtliche Bestandteile oder eine repräsentative Auswahl der Benchmark.

Gegenparteirisiko möglich

Anders bei der synthetischen Abbildung. In diesem Fall wird auf Swaps zurückgegriffen. Der vom Anbieter gehaltene Wertpapierkorb muss nicht mit dem zugrunde liegenden Börsenbarometer übereinstimmen. Vielmehr tauscht die Fondsgesellschaft die Erträge aus ihrem Korb mit einer Drittpartei gegen die Indexperformance. Für den Anleger entsteht bei den Swap-basierten ETF ein Kontrahentenrisiko. Dieses Gegenparteienrisiko ist ein Grund, weshalb in der Schweiz mehr als drei Viertel der Exchange Traded Funds auf physisch nachgebildete Produkte entfallen. 

Mit den Smart-Beta-Fonds ist innerhalb des ETF-Angebots eine komplett neue Kategorie entstanden. Dabei verwenden die Anbieter modifizierte Indizes, mit Unter- und Übergewichtungen, die für den Investor teilweise nur schwer zu überblicken sind. Zu diesem Zweck werden alternative Indizes kreiert.

Ein solcher Index kann beispielsweise unterbewertete Aktien enthalten, sodass per Indexfonds eine "Value"-Strategie verfolgt werden kann. Ähnlich konstruiert ist ein Index, der auf stark wachsende Titel setzt und damit der "Momentum"-Methode entspricht. Bei den aktuell stark schwankenden Märkten sind vor allem auch Smart-Beta-Produkte gefragt, die Aktien mit einer geringen Kursvolatilität enthalten. Als speziell interessant für die Renditesteigerung gelten zudem Vehikel, die sich aus Risikopapieren mit einer hohen Dividendenausschüttung zusammensetzen.

Tiefe Gebühren verbessern Rendite

Im Vergleich zu den klassischen ETF sind die Gebühren bei diesen smarten, aber auch weniger transparenten Vehikeln deutlich höher. In vielen Fällen liegen die Kosten nahe bei den vergleichbaren Aufwendungen für einen aktiv gemanagten Fonds. Klar ist: Das Anlageuniversum hat sich seit der Jahrtausendwende massiv ausgeweitet. Je nach Risikoneigung und Kostenbewusstsein wird sich der Anleger zwischen aktiv oder passiv verwalteten Fonds entscheiden.

Beide Kategorien haben ihre Vorteile, weshalb sie immer häufiger gemeinsam zur Umsetzung einer Anlagephilosophie verwendet werden. Bei den Pensionskassen lässt sich ein klarer Trend zu den Indexprodukten beobachten. Argumentiert wird mit mehrheitlich effizienten Kapitalmärkten sowie den zum Teil gewichtigen Management- und Transaktionskosten bei den klassischen Wertschriftenfonds.

Einzelne Vorsorgeeinrichtungen streben allerdings mit einer aktiven Strategie ganz bewusst eine bessere Performance an. Allgemein aber gilt: Niedrigere Gebühren verbessern die Rendite.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der "Schweizer Versicherung" unter dem Titel "Kielwasser fahren spart Kosten"