Manchmal braucht es kreative Ansätze, um Hemmschwellen zu überwinden. Dieser Meinung ist auch der amerikanische Hörhilfeproduzent Ableplanet. Sein Erfolgsezept lautet: Man nehme einen Jagdshop irgendwo in den USA und platziere ein Gerät, mit dem die Hörfähigkeit gratis getestet werden kann. Der Vorteil: Mögliche Kunden müssen gar nicht erst zum Arzt gehen, sondern erhalten die Testergebnisse per E-mail - inklusive passenden Produktevorschlägen.

Der Jagdshop ist nicht zufällig gewählt. Vor allem Männer schämten sich einzugestehen, nicht mehr gut zu hören, sagt Don Kim, ein Akustiker von Ableplanet, am Rande des "AudiologyNow!"-Kongresses in Orlando (USA) im Gespräch mit cash. Dieses Schamgefühl der Betroffenen hemmt das Wachstum des weltweiten Hörgerätemarktes, das derzeit auf gegen 4 Prozent pro Jahr geschätzt wird, substanziell.

Geschädigte werden immer jünger

Don Kim ist nur einer der vielen Vertreter der Hörgerätebranche, die in diesen Tagen in Orlando am weltgrössten Akustikkongress, zusammenkommen. In vier grossen Hallen des Hyatt-Hotels präsentieren bis am Samstag über 200 Anbieter aus der ganzen Welt ihre neuen Produkte und Prototypen und pflegen den Austausch über die aktuellen Trends. 

Einer davon ist die, dass Hörgeschädigte immer jünger werden, wie eine Vertreterin von Siemens Hearing Systemszu cash sagt. Ursache sind hier meist Lärmschäden – etwa durch laute Musik über Kopfhörer oder in der Diskothek. Auch Krankheiten wie Diabetes, Tinnitus, Infektionen wie Mittelohrentzündungen oder Meningitis können Auslöser eines Hörproblems sein.

Sechs dominierende Anbieter

Siemens ist mit seiner Hörgerätesparte nur einer von sechs Anbietern, die den globalen Herstellermarkt dominieren - vier davon sind börsenkotiert. Allen voran steht der Schweizer Hörgeräteproduzent Sonova und William Demant, die 24 beziehungsweise 22 Prozent Marktanteil aufweisen. Hinter Siemens, bei der die Hörgeräte nur gerad ein Prozent zum Konzernumsatz beisteuern, kommt der australische Hersteller Cochlear

Auch dem deutschen Fielmann-Konzern ist das Potenzial von Hörhilfen nicht verborgen geblieben. Bislang lag der Fokus der derzeit 680 Filialen auf dem Brillensegment. Nun hat der Konzern begonnen, seine Akustiksparte kräftig auszubauen. Vor zwei Jahren verfügten nur 66 Filialen über eine Hörgeräteabteilung – aktuell sind es über 100.

Je kleiner, desto besser

Andere Hersteller wie Siemens oder Sonova setzen auf die stetige Verkleinerung der Geräte. "Je unauffälliger ein Gerät, desto höher die Akzeptanz", sagt Vertreterin am Siemens-Stand. Bislang dominieren im Markt noch klar die sogenannten Hinter-dem-Ohr-Geräte. Doch Fortschritte in der Mikroelektronik, eröffnen In-dem-Ohr-Geräten ein immer grösseres Potenzial.

Als bisher einziger Hersteller bietet die Sonova-Tochter Phonak seit 2008 unter dem Namen Lyric komplett unsichtbare Hörgeräte an. Es wird nur vier Millimeter vor dem Trommelfell platziert. Gestern Donnerstag lancierte das Unternehmen mit Lyric 3 ein komplett überarbeitetes Modell. 60 Tage soll die Batterie halten, danach muss sie im Fachgeschäft ausgewechselt werden. Sonova gibt für das kommende Geschäftsjahr eine Bruttomarge auf Lyrics-Produkte von über 50 Prozent an.

Interessant ist auch das dänische Unternehmen GN Store Nord, das knapp über die Hälfte seines Erlöses mit der Hörgerätesparte erzielt. Daneben ist es ein Spezialist für kabellose Kopfhörer und Headsets. Gut positioniert ist auch Amplifon. Das italienische Unternehmen betreibt weltweit die meisten Läden. Und: Die Italiener können gerade in Übersee interessantes Wachstum vorweisen.


Welche Hörgeräte-Aktien am besten performen

TitelValorPerformance YTD 
(in %)
Performance 52 Wochen (in %)
Amplifon2552588+22+20
Sonova1254978+8+14
GN Store Nord1137229-3+25
Siemens827766-1+17
William Demant1080781-11-4
Cochlear102261+1-31

Quelle: cash.ch (28. März 2014)
 

cash nimmt am Audiologen-Kongress auf Einladung von Sonova teil.