Schon seit Monaten trennt sich an den Börsen die Spreu vom Weizen. Zur Zeit sind vor allem Aktien von Unternehmen aus der zweiten Linie gefragt. Grosskapitalisierte Standardwerte, sogenannte Blue Chips, haben hingegen einen schweren Stand.

Das macht sich auch bei den Schlüsselkaufempfehlungen von Goldman Sachs im Bereich der europäischen Qualitätsaktien bemerkbar. Von den 30 Einzeltiteln hat es deren vier besonders stark erwischt, neben den Aktien von ARM Holdings und Richemont sowie den Genussschein von Roche.

Nun brechen die für die amerikanische Investmentbank tätigen Strategen gerade für diese vier Unternehmen und ihre Valoren eine Lanze. Und wenn Goldman Sachs so etwas sagt, hat es durchaus Gewicht. Schliesslich gilt die amerikanische Investmentbank nicht ohne Grund als die mächtigste und am besten vernetzte der Welt.

Kurszerfall geht nun zu weit

Alleine seit Mitte April hat der Genussschein von Roche knapp 6 Prozent verloren. Seit Anfang Jahr beläuft sich das Minus sogar auf rund 14 Prozent. In den vergangenen Wochen drückten Spekulationen rund um einen Ausstieg von Novartis auf die Kursentwicklung. Aus der Ära von Daniel Vasella hält der Platzrivale aus Basel Roche-Inhaberaktien im Gegenwert von rund 14 Milliarden Franken. Diese stehen aber angeblich zur Disposition, was auch die zweite Titelkategorie belastet.

Bei Goldman Sachs gilt der Genussschein von Roche als absolute Schlüsselkaufempfehlung im europäischen Pharmasektor. Die bankeigenen Gewinnschätzungen für das Jahr 2020 liegen um gut 30 Prozent über den Konsensschätzungen anderer Banken. Es überrascht deshalb nicht, dass der Genussschein mit einem 12-Monats-Kursziel von 385 Franken auf der viel beachteten "Conviction Buy List" geführt wird.

Der Zeitpunkt für einen Einstieg bei Roche ist nicht unumstritten, findet doch schon in wenigen Wochen das alljährliche Treffen der American Society of Clinical Oncology, kurz ASCO, statt. In den letzten Jahren entwickelte sich der Genussschein des Basler Pharma- und Diagnostikkonzerns vor und kurz nach diesem Treffen meist unterdurchschnittlich.

Eine Luxusgüteraktie spürt den "Blues"

Auch bei der in den letzten Wochen sträflich vernachlässigten Aktie von Richemont macht Goldman Sachs günstige Einstiegsgelegenheiten aus. Sie wird mit einem 12-Monats-Kursziel von 87,40 Franken zum Kauf empfohlen.

Was das für den Luxusgüterhersteller schwierige Umfeld anbetrifft, lässt man sich bei der amerikanischen Investmentbank keine grauen Haare wachsen. Das liegt daran, dass Richemont über ein breit abgestütztes Produktangebot und ein starkes Markenportfolio verfügt. Mit beliebten Marken wie Cartier ist das Unternehmen im Vergleich mit anderen Anbietern überdurchschnittlich gut aufgestellt.

Dem "Blues" bei den europäischen Luxusgüteraktien konnte sich jene von Richemont zuletzt dennoch nicht entziehen. Seit Anfang Jahr hat sie gut 13 Prozent eingebüsst, davon alleine einen Drittel am gestrigen Tag.