Seit Jahren machen sich die amerikanischen Techologie-Riesen gegenseitig das angestammte Territorium streitig. Zwei Beispiele gefällig? Apple ist mit dem Spracherkennungsassistenten Siri in den Bereich der Internetsuche vorgerückt. Und Amazon will mit dem Kindle Fire bei Tablet-PC weitere Marktanteile gewinnen.

Zuvor waren die Reviere ganz klar abgesteckt gewesen: Amazon war der Online-Händler, Apple der Computer- und Handyhersteller, Facebook das Soziale Netzwerk und Google die Suchmaschine. 2013 werden sich diese Grenzen aber noch weiter aufweichen als bisher. Vor allem an zwei Fronten ist mit einer Zunahme der Revierkämpfe zu rechnen, und zwar bei der Hardware und der Internetsuche.

Google sorgte für Aufsehen

Im Bereich Hardware fahren insbesondere jene zwei Firmen mit neuen Geräten auf, die bislang im Softwaresektor Grössen waren: Amazon und Google. Beide wollen damit sich die Loyalität ihrer Kunden sichern und ihre Softwaredienste besser kontrollieren.

Insbesondere Google sorgte mit dem 12,5-Milliarden-Dollar-Kauf der Mobile-Sparte von Motorola für Aufsehen. Damit hat der „gebürtige“ Internet-Suchdienst nicht nur eine breite Palette an Patenten erworben, sondern auch ein Unternehmen, mit dem Google eigene Android-Geräte herstellen lassen kann. Apple hingegen, die von dieser Offensive von Google besonders getroffen wird, setzt ab diesem Jahr verstärkt auf eigene Software, um ihre eigenen Hardwareprodukte zu stützen.

Das zweite Konfliktfeld liegt im Bereich Websuche – während Jahren die Kernkompetenz von Google. Doch nun wollen die übrigen drei grossen US-Technologiefirmen diese Dominanz in Frage stellen. Während Apple auf Siri setzt, will nun auch Facebook nach Aussagen von CEO Mark Zuckerberg sein Potenzial bei der Websuche weiter ausbauen. „Die ‚Big Four‘ machen sich überall gegenseitig den Markt streitig“, sagt Tech-Analyst Greg Sterlin von Opus Research gegenüber dem Wallstreet Journal Deutschland.

Doch wer aus diesem Quartett geht aus den Duellen als Sieger hervor? Hier eine kleine Einschätzung der Kontrahenten:


Facebook (seit Börsengang 2012 -32 Prozent)

2012 stand der Börsengang im Fokus des Unternehmens, dieses Jahr wird es primär darum gehen, wie sich das Unternehmen auf die immer wichtiger werdende mobile Nutzung des Internets einstellen kann. Zwar wurden die mobilen Anwendungen von Facebook überarbeitet und Produkte für Werbung auf Smartphones entwickelt. Noch wirkt sich das aber nicht auf die Geschäftszahlen auf.

Gespannt warten Anleger deshalb, wann und wie sich Facebook dem Thema Hardware annehmen wird. Gerüchte zufolge soll Zuckerberg bereits erste Gespräche mit HTC geführt haben, um gemeinsame Handys zu entwerfen. Immer wichtiger wird auch der E-Commerce. Mit dem Geschenkebereich Gifts greift Facebook Amazon an.

Für Anleger bleibt Facebook aber auch 2013 eine Aktie, die auf dem aktuellen Kursniveau schlicht überteuert ist.

Google (2012 +8 Prozent)

Google schaut auf ein aggressives 2012 zurück. Im letzten Jahr ist der Suchdienst in verschiedene fremde Territorien vorgedrungen und hat sich auch mit Kabelfirmen und Mobilfunkanbietern angelegt. Diese Initiativen wird das Unternehmen in diesem Jahr intensivieren, da ihm viel daran liegt, dass die Nutzung der Dienste nicht von langsamen Internetgeschwindigkeiten behindert wird. Vor allem mit der Zusammenarbeit mit Motorola verspricht sich Google zu Recht einiges.

Gleichzeitig muss sich Google gegen die Web-Konkurrenz – namentlich Facebook und Amazon – verteidigen. Deshalb hat das Unternehmen die Zusammenarbeit mit Einzelhändlern gesucht, die gegen Amazon antreten. Und um gegen Facebook zu bestehen, verstärkt Google die Ueberzeugungsarbeit bei seinen Nutzern, sich bei Google+ ein Konto anzulegen. 2013 wird sich entscheiden, ob Google sogar mit einem Autobauer zusammenschliesst, um ein Googlemobil zu bauen.

Nach der enttäuschenden Kursentwicklung 2012 hat Google die Voraussetzungen geschaffen, um dieses Jahr den Aktienkurs wieder überdurchschnittlich zu steigern.

Apple (+26 Prozent)

Dem Computer- und Handyhersteller muss sich 2013 mit der Defensive zufriedengeben. Die Konkurrenz greift Apple weiterhin in ihrem Stammgebiet an, in dem sie gleichwertige Produkte zum iPhone und iPad auf den Markt bringen. Und das zeigt sich bereits an den Verkaufszahlen: Im dritten Quartal 2012 ist der globale Marktanteil von Apple bei Smartphones auf 15 Prozent gesunken. Anfang Jahr hatte dieser noch bei 23 Prozent gelegen.

Die grosse Frage ist: Gelingt Apple trotz Abwehrschlacht der offensive Befreiungsschlag? Kritiker trauen dies dem Jobs-Nachfolger Tim Cook nicht mehr bedingungslos zu. Mögliche Vorstösse gibt es im Fernseh- und Websuchbereich. Vor allem beim Sprachassistenten Siri sieht Apple noch viel Potenzial. Ein Aktienkauf drängt sich aber vorläufig nicht auf. Die Aktie von Apple wirkt nach dem 30-Prozent-Fall vom Allzeithoch bei 700 Dollar noch immer angeschlagen. Es ist eine Frage der Zeit, bis sich weitere Analysten vom kalifornischen Kultunternehmen abwenden.

Amazon (+41 Prozent)

Bei Amazon ranken sich die Spekulationen, dass 2013 endlich das Smartphone herauskommt, das dem iPhone die Stirn bieten soll. Offenbar hat der Internethändler aus Seattle mit asiatischen Zulieferern bereits einen ersten Prototyp getestet. Ein solches Handy könnte auf den Erfahrungen des Unternehmens mit dem Kindle Fire und einem App-Angebot von mehr als 60‘000 Anwendungen aufbauen.
Denkbar ist, dass Amazon ein solches Gerät zu günstigen Preisen anbietet, um den Verkauf der Waren auf der Amazon-Website anzukurbeln. Diesen Ansatz verfolgt CEO Jeff Bezos bereits bei den Tablet-PC, die für ihn vor allem eine mobile Verkaufsplattform darstellen. Für Anleger könnte es sich deshalb lohnen, 2013 mit dem Kauf von Amazon-Aktien auf diesen Zug aufzuspringen.