Aus Sicht von EZB-Direktor Yves Mersch spricht gegenwärtig wenig für die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung. Es fehlten dafür die konkreten wirtschaftlichen Gründe, sagte er am Montag auf einer Online-Konferenz zum Thema Digitaldevisen. Dennoch prüfe die Europäische Zentralbank (EZB) ernsthaft, wie eine digitale Zentralbankwährung am besten ausgestaltet werden könnte.

Die EZB werde gut vorbereitet sein, sollte jemals eine Entscheidung für die Ausgabe einer solchen Währung getroffen werden. "Falls und wenn die Zeit kommt, möchten wir bereit sein - und wir werden bereit sein", sagte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der EZB.

"Wir werden nur dann eine digitale Währung einführen, wenn wir fest davon überzeugt sind, dass das sowohl notwendig als auch angemessen ist, um unsere Aufgaben zur Sicherung der Stabilität unserer Währung zu erfüllen", sagte Mersch.

Gefahren bisher nicht ausreichend erforscht

Wie ein solcher E-Euro für alle aufgebaut werden könnte, sei zudem nicht nur eine technische Frage. Denn dies habe politische und rechtliche Implikationen. Aktuell prüft die Euro-Notenbank laut Mersch verschiedene Optionen auf ihre möglichen Auswirkungen etwa für die Finanzstabilität.

Die deutschen Banken hatten sich unlängst gegen eine schnelle Einführung von digitalem Zentralbankgeld ausgesprochen. Die Gefahren für die Finanzstabilität und mögliche Einschränkungen im Kreditangebot der Banken und Sparkassen seien nicht ausreichend erforscht, hiessin einer Analyse des Zusammenschlusses der deutschen Bankenverbände (DK).

Ausserdem gebe es weiterhin keinen ausreichenden Zusatznutzen für die Bürgerinnen und Bürger. Der Branchenverband Bitkom dagegen sieht die Gefahr, dass Europa bei Digitalwährungen weltweit ins Hintertreffen geraten könnte. 

(Reuters)