Seit Monaten gibt es für die Börse einen klaren Favoriten unter den Schweizer Telekommunikationswerten: Während sich die Aktie von Sunrise Communications unaufhaltsam der vor zwei Jahren erklommenen Bestmarke bei 90 Franken näherte, machten die Marktakteure einen grossen Bogen um jene von Marktführerin Swisscom.

Sunrise ist heute an der Börse gut 20 Prozent mehr wert als noch zu Jahresbeginn, rechnet man den Dividendenabgang von Mitte April auf. Dem steht ein geradezu mageres Plus von 5 Prozent bei Swisscom gegenüber.

Intensiverer Wettbewerb in der Schweiz

In einer Branchenstudie brechen die für die US-Investmentbank Jefferies tätigen Autoren nun überraschend eine Lanze für die Swisscom-Aktie. Sie stufen letztere von "Hold" auf "Buy" herauf und haben das Kursziel kräftig auf 546 (bisher: 449) Franken an. Die zuvor mit "Buy" empfohlene Aktie von Sunrise wird im Gegenzug nur noch mit "Hold" eingestuft. Neu lautet das Kursziel noch 84 (bisher: 89) Franken.

Die Analysten räumen zwar ein, dass sich der Wettbewerb unter den Telekommunikationsanbietern in der Schweiz über die letzten Jahre verschärft hat. Anders als bei Sunrise spiegle sich diese härtere Gangart bei Swisscom mittlerweile aber in der Aktienbewertung wider.

Die Sunrise-Aktie (grün) lässt jene von Swisscom (rot) weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)

Anders als bei der kleineren Rivalin sagen sie der Marktführerin ein nicht unbeträchtliches Kosteneinsparpotenzial nach. Wird dieses Potenzial nach und nach abgeschöpft, sollte Swisscom die Dividende von 22 Franken je Aktie mittelfristig aufrecht behalten können. Das entspricht aus heutiger Sicht einer attraktiv hohen Rendite von 4,8 Prozent. Zum Vergleich: Bei Sunrise beträgt die Dividendenrendite 4,3 Prozent.

Dass die Ausschüttung nach dem kürzlich vollzogenen Verkauf von Sendemasten kräftig steigen sollte, erwähnen die Studienverfasser allerdings nicht. Dadurch verbessern sich für die Aktionäre auch die Renditeaussichten.

Analysten haben einen klaren Favoriten

Steigende Kurse versprechen sich die Jefferies-Analysten bei der Aktie von Swisscom aber vor allem aufgrund ihrer grossen Unbeliebtheit. Die Aktie sei einer der am häufigsten leerverkauften Telekommunikationswerte in ganz Europa. Darüber hinaus hätten überdurchschnittlich viele Analysten Verkaufsempfehlungen für sie ausstehend, so das Argument.

Und tatsächlich verrät ein Blick auf die von der Nachrichtenagentur AWP erhobenen Statistiken, dass noch immer fast die Hälfte aller Analysten zum Verkauf der Aktie rät. Nur drei Kaufempfehlungen sind ausstehend, darunter jene von Jefferies.

Die Sunrise-Aktie wird hingegen von keinem Analysten zum Verkauf empfohlen. Fünfmal lautet das Urteil "Kaufen" und siebenmal "Halten".