Spätestens nach dem starken Zahlenkranz der ewigen Rivalin UBS von vor einer Woche war klar, dass auch die Credit Suisse (CS) die Analystenschätzungen im dritten Quartal übertreffen dürfte.

Beim Vorsteuergewinn sowie beim Reingewinn stellt die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken zwischen Juli und September die durchschnittlichen Markterwartungen denn auch in den Schatten. Das gilt sowohl für den Vorsteuergewinn als auch für den Reingewinn.

Anders als bei der UBS ist die effektive Gewinnentwicklung bei der CS aber nicht einfach abzuschätzen. Unklar ist vor allem, wie der Verkaufserlös für InvestLab den Reingewinn beeinflusst hat. Die Grossbank selbst beziffert  den Erlös auf 326 Millionen Franken.

Auch fragt sich, ob sämtliche Analysten diesen Verkaufserlös im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung in ihre Schätzungen einfliessen liessen. Falls nicht, ist ein Vergleich des Zahlenkranzes mit den durchschnittlichen Analystenerwartungen eher mit Vorsicht zu geniessen.

Die CS-Aktie gibt ihre vorbörslichen Kursgewinne von bis zu 2 Prozent denn auch ab. Nach einem Rücksetzer auf 12,265 Franken verliert sie zur Stunde noch 3 Prozent auf 12,33 Franken.

Drittes Quartal von Licht und Schatten geprägt

Gut kommt in Analystenkreisen insbesondere der höher als erwartet ausgefallene Geschäftsertrag an. Letzterer liegt am ganz oberen Ende der Erwartungsbandbreite. Da fällt es nicht ins Gewicht, dass auch die Kosten etwas weniger stark zurückgebunden werden konnten.

Auf Stufe Vorsteuergewinn gelingt der CS bei der Swiss Universal Bank eine Punktlandung auf den Analystenschätzungen. In den wichtigen Geschäftszweigen International Wealth Management und Asia Pacific werden letztere gar übertroffen. Negativ schlägt hingegen ein hoher Verlust im Corporate Center zu Buche.

Ungewohnt zurückhaltend äussert sich der Bankenanalyst der UBS. Seines Erachtens bewegt sich die eigentlich gute Ertragsentwicklung im Rahmen der bankeigenen Erwartungen. Er erklärt sich den höher als erwartet ausgefallenen Quartalsgewinn einerseits mit einer tieferen Steuerbelastung, andererseits aber auch mit dem Verkaufserlös für InvestLab. Doch obwohl der UBS-Analyst mit einer eher verhaltenen Börsenreaktion rechnet, hält er mit einem 12-Monats-Kursziel von 14,80 Franken an seiner Kaufempfehlung fest.

Für seinen Berufskollegen bei der Zürcher Kantonalbank sind vor allem die zahlreichen Sondereinflüsse ein Thema. Während der Verkaufserlös für InvestLab positiv zum Quartalsgewinn beigetragen habe, seien Verluste aus strukturierten Produkten angefallen, so lässt der Analyst durchblicken. Er sieht seine eigenen Schätzungen nur in quantitativer Hinsicht erfüllt. Dennoch stuft er die Aktie wie bis anhin mit "Übergewichten ein.

Aktie der CS hat seit Jahresbeginn die Nase vorn

Der Bankenanalyst bei Vontobel sieht seine eigenen Schätzungen im dritten Quartal auf Stufe Vorsteuergewinn sogar um 18 Prozent verfehlt. 

Die CS habe sich im zurückliegenden dritten Quartal mindestens ebensogut geschlagen wie die Erzrivalin UBS. Das gelte auch für den überzeugenden Zufluss neuer Kundenvermögen, so heisst es weiter. Wie er weiter schreibt, verlagert sich das Interesse nun auf den diesjährigen Investorentag vom 12. Dezember. Die Grossbank müsse dann erklären, wie sie ihre Rentabilitätsziele erreichen will. Das Anlageurteil für die CS-Aktie lautet bei Vontobel weiterhin "Hold", das Kursziel 12,50 Franken.

Während die UBS-Aktie seit Jahresbeginn noch immer zu den Verlierern unter den Vertretern aus dem Swiss Market Index (SMI) zählt, schnitt jene der CS um einiges besser ab. Die CS-Aktie notierte zuletzt um 16,5 Prozent über dem Stand von Anfang Januar. Dem steht ein Minus von 2,7 Prozent bei jener der UBS gegenüber. Nur die Aktie von Julius Bär schnitt mit einem Plus von fast 25 Prozent noch besser ab. Beobachter weisen jedoch darauf hin, dass die Julius-Bär-Aktie 2018 übertrieben stark Federn lassen musste.