Kanada plant, in etwas weniger als einem Jahr die Marihuana-Nutzung zur Entspannung zu erlauben. Bereits vor 16 Jahren war der medizinische Gebrauch zugelassen worden. Bank of Montreal und Toronto-Dominion stellen inzwischen Geschäftskonten für mindestens 21 Cannabis-Unternehmen zur Verfügung. Das geht aus Interviews mit 45 Firmen hervor, die mit Cannabis Geschäfte machen.

Kanadische Finanzhäuser erwärmen sich damit für eine Industrie, die von den Banken in den USA gemieden wird. Dort ist Marihuana auf Bundesebene verboten. Die meisten US-Banken hatten sich geweigert, Geschäfte mit Cannabis-Unternehmen zu machen, um Vorwürfe von Geldwäsche und anderen kriminellen Verstössen zu vermeiden, die am Ende Haftstrafen mit sich bringen könnten.

Kanadas Marihuana-Verkäufe zur Entspannung werden voraussichtlich bis 2021 ein Volumen von rund 6 Milliarden Kanada-Doller (4,1 Milliarden Euro) erreichen. Sie dürften damit die Schätzung von 1,3 Milliarden Kanada-Dollar für den reifen medizinischen Marihuana-Markt übertreffen. Die Regierung der Provinz Ontario treibt bereits Pläne voran, eigene Cannabis-Läden einzurichten.

Erstanbieter-Vorteil

"Verschiedene Banken waren schneller als andere dabei, in diese Branche zu gehen. Aber das ist verständlich, da sich die öffentliche Wahrnehmung immer noch weiterentwickelt", sagt Basem Hanna, Geschäftsführer von der Cannabisfirma TerrAscend in Ontario. "Für die Finanzinstitute, die sich bereits mit der legalen Cannabis-Industrie beschäftigen, könnte es einen bedeutenden Erstanbieter-Vorteil geben."

Bank of Montreal bietet Konten für mindestens ein Dutzend Unternehmen, darunter Aphria, CannTrust Holdings und Invictus MD Strategies sowie die Investmentfirmen Cannabis Wheaton Income und CannaRoyalty.

"Wir stellen Einlagenkonten und damit zusammenhängende Dienstleistungen von Fall zu Fall für Unternehmen bereit, die in diesem aufstrebenden Sektor legal aktiv sind", sagt Sprecher Paul Gammal. "Wir werden weiterhin die Industrie beobachten und das Angebot weiterer Dienstleistungen erwägen, während sie reift."

Grösste Bank mischt mit

Toronto-Dominion, Kanadas grösste Bank, ist Finanzdienstleister für mindestens neun Produzenten, einschliesslich MedReleaf, Cronos Group, TerrAscend und Beleave. Das Unternehmen prüft Banking- und Kreditanträge von Firmen in jeder legalen Branche auf Einzelfallbasis, sagt Sprecherin Elizabeth Lewis.

Bin Huang, CEO von Emerald Health Therapeutics in der Provinz British Columbia, sagt, ihr Unternehmen gewann Bank of Montreal für sich, indem es die Branche erklärt hat. Zudem seien lokale Banker an die Bundesbehörde Health Canada verwiesen worden, um so zu beweisen, dass Emerald legal sei. Huang hatte nach eigenen Worten keinerlei Probleme mit dem Finanzdienstleister aus Toronto oder anderen Banken. Das gelte aber nicht für viele andere in der Branche.

Die Royal Bank of Canada und die Bank of Nova Scotia gehören zu jenen grossen Finanzhäusern des Landes, die Cannabis-Firmen nicht zulassen. Beide hatten die Konten von Branchen-Vertretern geschlossen. Das Ändern der Vorschriften könnte sie jedoch dazu veranlassen, ihr Vorgehen für die Zukunft zu überdenken.

Kein Investmentbanking für Cannabis-Branche

Die grossen Banken lassen auch die Finger vom Investmentbanking für die Branche. Diese Lücke wurde von kleineren Firmen wie Canaccord Genuity Group, Clarus Securities und Mackie Research Capital gefüllt. Sie bieten Dienstleistungen wie beispielsweise Aktienverkäufe an. 

MedReleafs 100,7 Millionen Kanada-Dollar schweres IPO im Mai wurde von GMP Capital Inc. begleitet, während das 69 Millionen Kanada-Dollar schwere IPO von CanniMed Therapeutics im Dezember von AltaCorp Capital Inc. geführt wurde.

Ein Teil der Widerstände der Banken geht möglicherweise auf Grösse und Rentabilität der Branche zurück. Drei Viertel der 73 börsennotierten Unternehmen haben einen Marktwert unter 100 Millionen Kanada-Dollar. Und nur eine Handvoll ist laut Daten von Bloomberg rentabel.

(Bloomberg)