Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr um 7,7 Prozent fallen, sagt die Brüsseler Behörde in ihrer am Mittwoch veröffentlichten Frühjahrsprognose voraus. 2021 soll es zu einem Wachstum von 6,3 Prozent kommen. Nachfolgend ein Überblick, was die Kommission den grossen Volkswirtschaften der Währungsunion voraussagt:

Deutschland

BIP: Es soll in diesem Jahr um 6,5 Prozent einbrechen. Die Kommission ist damit etwas pessimistischer als die Bundesregierung, die ein Minus von 6,3 Prozent erwartet. 2021 es dann wieder deutlich nach oben gehen, und zwar um 5,9 Prozent.

Arbeitslosigkeit : Die Arbeitslosenquote soll im laufenden Jahr auf 4,0 Prozent steigen. 2019 lag sie bei 3,2 Prozent. Diesem Wert soll im kommenden Jahr mit 3,5 Prozent wieder angenähert werden.

Staatsdefizit: Die Zeit der Haushaltsüberschüsse dürfte angesichts von Steuerausfällen und Milliardenausgaben zur Rettung der Wirtschaft erst einmal vorbei sein. Erwartet wird in diesem Jahr ein Minus von 7,0 Prozent des BIP. Es soll 2021 auf 1,5 Prozent schrumpfen.

Schuldenberg: Er fiel 2019 erstmals seit 17 Jahren unter die von der EU vorgesehene Obergrenze von 60 Prozent des BIP. 2020 soll sie aber wegen Steuerausfällen und Milliardenhilfen auf rund 76 Prozent steigen, 2021 dann auf 72 Prozent nachgeben.

Einschätzung: "Die Wirtschaft steht vor der tiefsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Es wird erwartet, dass sich die Wirtschaftstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte und danach wieder erholt, aber aufgrund der anhaltenden Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens und des Reiseverkehrs sowie des beeinträchtigten Aussenhandels noch einige Zeit unter der Norm bleiben wird."

Frankreich

BIP: Die nach Deutschland zweitgrösste Volkswirtschaft der Euro-Zone soll in diesem Jahr um 8,2 Prozent einbrechen. 2021 soll sich ein Wachstum von 7,4 Prozent anschliessen.

Arbeitslosigkeit: Hier wird an Anstieg der Quote auf 10,1 Prozent im laufenden Jahr angenommen. 2019 lag sie noch bei 8,5 Prozent. Sie soll 2021 nur leicht sinken, und zwar auf 9,7 Prozent.

Staatsdefizit: Die Neuverschuldung wird bei 9,9 Prozent erwartet in diesem Jahr. 2021 soll sich das Defizit mehr als halbieren, und zwar auf 4,0 Prozent.

Schuldenberg: Er dürfte in diesem Jahr rund 116,5 Prozent des BIP betragen, nach 98,1 Prozent im Vorjahr. 2021 soll dieser Wert auf rund 112 Prozent zurückgehen.

Einschätzung: "Es wird prognostiziert, dass sich die Wirtschaftstätigkeit allmählich erholen wird, sobald die Sperrmassnahmen gelockert werden - unterstützt durch fiskalische Massnahmen, die die Liquidität der Unternehmen sichern und die Beschäftigung schützen sollen."

Italien

BIP: Die drittgrösste Volkswirtschaft der Euro-Zone soll angesichts des wochenlangen Lockdowns in diesem Jahr mit 9,5 Prozent besonders stark einbrechen. 2021 soll ein Wachstum von 6,5 Prozent folgen.

Arbeitslosigkeit: Prognostiziert wird ein Anstieg der ohnehin schon hohen Quote auf 11,8 Prozent in diesem Jahr. 2019 lag sie noch bei 10,0 Prozent. Sie soll 2021 auf 10,7 Prozent fallen.

Staatsdefizit: Die Neuverschuldung wird bei 11,1 Prozent des BIP erwartet in diesem Jahr. 2021 soll das Defizit auf 5,6 Prozent nachgeben.

Schuldenberg: Er soll auf 159 Prozent im laufenden Jahr wachsen, nachdem er 2019 noch bei knapp 135 Prozent lag. 2021 dürfte er etwas abgetragen werden und dann bei gut 153 Prozent liegen.

Einschätzung: "Die Pandemie und die damit verbundenen Eindämmungsmassnahmen werden die italienische Wirtschaft in eine tiefe Rezession stürzen. In der zweiten Hälfte des Jahres 2020 wird ein technischer Aufschwung erwartet, der durch politische Massnahmen unterstützt wird. Voraussichtlich wird 2021 eine teilweise Erholung folgen. Das öffentliche Defizit und die Staatsverschuldung werden 2020 erheblich ansteigen."

Spanien

BIP: Die viertgrösste Volkswirtschaft der Euro-Zone wird der Prognose zufolge in diesem Jahr um 9,4 Prozent einbrechen. Im kommenden Jahr soll ein Wachstum von 7,0 Prozent folgen.

Arbeitslosigkeit: Erwartet wird an drastischer Anstieg der Quote auf 18,9 Prozent im laufenden Jahr. 2019 lag sie noch bei 14,1 Prozent. Sie soll 2021 immer noch bei sehr hohen 17,0 Prozent liegen.

Staatsdefizit: Bei der Neuverschuldung wird ein Wert von 10,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes vorhergesagt in diesem Jahr. 2021 soll das Defizit auf 6,7 Prozent nach unten gehen.

Schuldenberg: Er dürfte im laufenden Jahr auf 116 Prozent steigen, nachdem es 2019 noch etwa 95 Prozent des Bruttoinlandsproduktes waren. Für 2021 werden rund 114 Prozent prophezeit.

Einschätzung: "Die strikten Eindämmungsmassnahmen, die in Spanien als Reaktion auf den Ausbruch der Pandemie eingeführt wurden, werden wohl zu einem beispiellosen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit führen. Die Produktion dürfte nach Aufhebung der Beschränkungen wieder kräftig steigen, aber die Erholung wird in den einzelnen Sektoren ungleichmässig verlaufen."

(Reuters)