Der Industriekonzern ABB hat im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2012 den Umsatz um 4% auf 11,02 Mrd USD gesteigert, entsprechend einem Plus von 5% in lokalen Währungen (LW). Der Auftragseingang zog um 4% auf 10,52 Mrd USD (LW +4%) an. Organisch, das heisst bereinigt vor allem um die Übernahme von Thomas & Betts ergab sich indes ein leichtes Minus von 1% für den Umsatz und von 2% für den Auftragseingang.

Das Wachstumstempo des Auftragseingangs hat sich damit im Vergleich zum dritten Quartal (+10% LW, +4% organisch) klar verlangsamt.

Der Auftragsbestand belief sich per Ende Dezember auf 29,3 Mrd USD, nach 29,2 Mrd per Ende September, wie der in der Energie- und in der Automationstechnik tätige Konzern am Donnerstag mitteilte.

Rückläufig waren die Gewinnziffern: Der EBIT sank um 23% auf 863 Mio USD und der operative EBITDA um 12% auf 1,37 Mrd. Die EBITDA-Marge erreichte einen Wert von 12,5% (VJ 14,8%, Q3 15,3%) und liegt damit knapp unterhalb des Zielkorridors von 13 bis 19%. Dieser Rückgang sei in erster Linie auf das rückläufige Ergebnis in der Division Energietechnik-Systeme zurückzuführen, welches durch Kosten im Zusammenhang mit der im Dezember angekündigten Neuausrichtung von 350 Mio USD belastet wurde. 100 Mio davon entfielen auf Restrukturierungs- und andere nicht-operative Massnahmen, womit im operativen EBITDA Belastungen in der Höhe von rund 250 Mio enthalten sind.

Umsatzerwartungen leicht übertroffen

Der Reingewinn schliesslich fiel um 27% auf 604 Mio USD. Hier sind Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte über 341 Mio enthalten sowie 107 Mio an Aufwendungen im Zusammenhang mit der Bilanzierung von Übernahmen.

Die Dividende soll auf 0,68 von 0,65 CHF je Aktie erhöhte werden und erneut verrechnungssteuerfrei aus den Reserven ausbezahlt werden.

Die Erwartungen der Analysten wurden damit mit Umsatz und Auftragseingang leicht übertroffen, mit den operativen Gewinnzahlen wurde dagegen eher der untere Bereich der Erwartungen erreicht. Der AWP-Konsens für den Umsatz lag bei 10,90 Mrd USD, für den Auftragseingang bei 9,74 Mrd, für den EBIT bei 0,91 Mrd, für den EBITDA bei 1,39 Mrd und für den Reingewinn bei 601 Mio USD.

Aktie deutlich höher

Trotz des durchzogenen Leistungsausweises applaudiert die Börse. Die ABB-Aktie legt über 4 Prozent zu und klettert erstmals seit eineinhalb Jahren über die Marke von 20 Franken. 

Händler sprachen von einem guten Ergebnis und strichen vor allem den Auftragseingang als sehr positiv heraus. Auch die Dividende stütze den Kurs, hiess in einem Kommentar der Bank Notenstein.

Im Gesamtjahr 2012 ergab sich ein Plus beim Umsatz von 4% auf 39,34 Mrd USD (LW +7%), während der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr unverändert auf 40,23 Mrd (LW +4%) zu liegen kam. Der EBITDA reduzierte sich um 8% auf 6,01 Mrd und der Reingewinn um 15% auf 3,17 Mrd. Die EBITDA-Marge erreichte 14,2%.

Marktumfeld bleibt unsicher

Die Nachfragesituation im laufenden Geschäftsjahr 2013 wird nach Einschätzung des Industriekonzerns ABB massgeblich durch kurzfristige Trends wie die wachsende Industrieproduktion und staatliche Massnahmen bestimmt. In einem Marktumfeld, das in naher Zukunft unsicher bleiben werde, setze ABB weiter auf die Abwicklung von Projekten aus dem Auftragsbestand und die Ausschöpfung profitabler Wachstumschancen im Einklang mit den Zielvorgaben 2011-2015.

Die langfristigen Wachstumstreiber bleiben indes unverändert bestehen, teilte ABB am Donnerstag im Rahmen des Jahresabschlusses mit. Zu nennen seien der zunehmende Energieverbrauch, die Urbanisierung und Industrialisierung in den Schwellenländern, der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Notwendigkeit, die Energieeffizienz und Ressourceneffizienz zu steigern.

"Mit Blick auf die kurzfristige Wachstumsdynamik in Europa und den USA und auf die Konjunkturerholung in China sind noch viele Fragen offen. Wir haben in den letzten Jahren jedoch gezeigt, dass wir uns im Wettbewerb behaupten und auch in turbulenten Zeiten stabile Umsätze und Erträge erwirtschaften können. Wir sind fest davon überzeugt, dass uns das auch in Zukunft gelingen wird. Daher werden wir weiterhin auf Kostendisziplin setzen und uns gleichzeitig für eine überdurchschnittliche Leistung rüsten, wenn die Märkte sich erholen", lässt sich CEO Joe Hogan in der Mitteilung zitieren.

Konkret strebe ABB weiterhin jährliche Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen von 3-5% der Umsatzkosten an, heisst es weiter. Zudem halte ABB an seiner Verpflichtung fest, höheren Wert für seine Aktionäre zu schaffen und die Rendite auf den Investitionen zu steigern.

(AWP)