An Dufry scheiden sich die Börsengeister: Während die einen im Reisehandelskonzern aus Basel einen vielversprechenden Turnaround-Kandidaten sehen, machen andere alleine schon aufgrund der hohen Schulden einen grossen Bogen um dessen Aktie. Über das schwierige Branchenumfeld will man wohl gar nicht erst sprechen.

Gewinnschätzungen um bis zu zwei Drittel gesenkt

Dem Lager der Dufry-Befürworter gehört die US-Investmentbank Goldman Sachs an. Die Reiseeinschränkungen rund um den Krieg in der Ukraine und den Pandemieausbruch in einigen chinesischen Grossmetropolen bringen die Amerikaner nun aber dazu, den Rotstift anzusetzen.

Die Rechnung ist dabei denkbar einfach: Je höher die Lebenshaltungskosten, desto geringer der Betrag, der für Reisen und den Konsum an Flughäfen übrigbleibt.

Goldman Sachs geht für das laufende Geschäftsjahr deshalb von einem deutlich höheren Verlust aus. Gleichzeitig kürzt die US-Investmentbank ihre Gewinnschätzungen für die beiden Folgejahre um bis zu 66 Prozent. Das hält sie nicht davon ab, die Dufry-Aktie wie bis anhin mit "Buy" zum Einstieg anzupreisen. Denn selbst nach den einschneidenden Anpassungen errechnet sich für 2023 bloss ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 9. Das 12-Monats-Kursziel lautet immerhin noch 60 (zuvor 70) Franken. Gegenüber dem Schlussstand von Dienstagabend entspricht das einem satten Aufwärtspotenzial von nicht weniger als 75 Prozent.

Aktie kann Wirtschaftsumfeld für Beobachter überraschend trotzen

Mit ihrer Zuversicht befindet sich die US-Investmentbank in guter Gesellschaft. Auch die französische Oddo oder die Bank of America trauen der Aktie des Reisehandelskonzerns deutlich höhere Kurse zu. Die Schweizer Banken, unter ihnen Vontobel oder die UBS, sind da hingegen um einiges zurückhaltender. Die veranschlagen Kursziele zwischen 42 und 46 Franken und sind neutral gestimmt.

Trotz Reiseeinschränkungen und dem sich eintrübenden Wirtschaftsumfeld konnte die Dufry-Aktie in den letzten Wochen kontinuierlich Boden gutmachen und sich vom Jahrestief vom März bei rund 28 Franken nach oben lösen. Damit schmolz das Minus seit Jahresbeginn zuletzt auf weniger als 12 Prozent. Beobachter zeigen sich sichtlich überrascht von dieser Entwicklung.