Dort sitzt das erst 2016 gegründete Fintech Elinvar. Es hat eine digitale Plattform gebaut, mit der Banken ihre Dienste auch online und mobil anbieten sowie komplett digital abwickeln können. Zu den Kunden zählen M.M.Warburg & CO, Donner & Reuschel AG sowie Fürstlich Castell’sche Bank. Jede dieser Banken ist über 200 Jahre alt.

CEO und Mitgründer von Elinvar ist Chris Bartz, der fast 20 Jahre bei Banken beschäftigt war, zehn Jahre davon bei der Deutschen Bank. Auch COO Marco Neuhaus stand lange in den Diensten von Deutschlands grösster Bank.

"Viele Traditionshäuser erkennen, dass IT nicht unbedingt ihre Kernkompetenz ist", erklärte Bartz in einem Interview mit Bloomberg News. "Wir sprechen mit weiteren Banken und unabhängigen Vermögensverwaltern, die ihr Geschäft digital neu ausrichten wollen." Namen nannte er nicht.

Dass beispielsweise die Fürstlich Castell’sche Bank Anfang Juni mit einer eigenen digitalen Vermögensverwaltung an den Start gehen konnte, liegt nicht zuletzt an Elinvar. Statt die technische Plattform hinter dem Angebot komplett selbst zu entwickeln, liess sich Bayerns älteste Bank von den Berlinern helfen. "Dies hat die Entwicklung merklich beschleunigt“, sagte Sebastian Klein, Vorstandsvorsitzender des 1774 gegründeten Instituts.

Digitalisierung mit «brutaler Geschwindigkeit»

Auch M.M.Warburg & CO, gegründet 1798, nutzt für ihren Robo-Berater im Internet die technische Plattform von Elinvar. "Die Digitalisierung ist nun mal da. Und sie geht mit brutaler Geschwindigkeit voran", sagte Joachim Olearius, Sprecher der drei Partner der Hamburger Privatbank, gegenüber Bloomberg.

Das Hamburger Bankhaus Donner & Reuschel, dessen Wurzeln ebenfalls ins Jahr 1798 zurückreichen, will die digitale Plattform von Elinvar sogar für das gesamte Wertpapiergeschäft mit Privatkunden nutzen. "Die Kooperation stützt sich auf unsere Überzeugung, dass die besten Lösungen durch effiziente Partnerschaften entstehen", sagte Vorstandssprecher Marcus Vitt.

Geld verdient Elinvar nicht etwa über pauschale Lizenzgebühren, sondern über eine Beteiligung an den Umsätzen, welche die Banken über ihre Plattformen generieren. "Das war eine bewusste Entscheidung", sagte Bartz. Er ist überzeugt, dass dieser Ansatz den Fokus auf die gemeinsamen Ziele am besten reflektiere und am Ende beide Seiten erfolgreicher seien.

Talanx Asset Management als Investor an Bord

Die nach Bilanzsumme 50 grössten deutschen Privat- und Firmenkundenbanken wollen bis 2020 bis zu sechs Milliarden Euro in Digitalisierungs-Initiativen investieren. Das zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman. Der Wert entspreche rund 12 Prozent des Gesamtertrags dieser Institute aus dem Jahr 2017. Reguläre IT-Kosten wurden nicht berücksichtigt.

Die beiden wichtigsten Investoren von Elinvar sind Talanx Asset Management GmbH, einer der grössten institutionellen Vermögensverwalter Deutschlands, und die Finleap GmbH mit jeweils 37,5 Prozent. Der Rest gehört den Gründern und Mitarbeitern.

Bartz zufolge denkt das Unternehmen darüber nach, die Geschäfte auch im Ausland anzubieten. Die vorhandene BaFin-Lizenz für Finanzportfolioverwaltung lasse sich leicht in europäische Länder übertragen. "Bei einer Internationalisierung könnten wir uns entscheiden, neue Investoren ins Boot zu holen."

Laut Bartz schreibt Elinvar derzeit noch Verluste. "Doch das ist nicht schlimm. Schliesslich sind wir ja in der Wachstumsphase" sagte er. "Letztlich ist aber natürlich das Ziel, nachhaltig profitabel zu sein."

(Bloomberg)