Im ersten Halbjahr 2013 konnte EMS-Chemie das Wachstum in China - einem der Hauptabsatzmärkte des Spezialchemieunternehmens - weiter steigern. Umso mehr bedauert CEO Magdalena Martullo, dass ausgerechnet ihre Erzeugnisse nicht von den Zollerleichterungen des kürzlich abgeschlossenen Freihandelsabkommen mit China profitieren.

"Leider gehören unsere Produkte zu jenen sieben Prozent Waren, die nach dem Freihandelsabkommen nicht zollbefreit sind", sagt Martullo im Video-Interview. Diese würden von China als innovativ taxiert, und deshalb wollten sie solche Produkte lieber gleich vor Ort produzieren lassen.

Dennoch begrüsst sie das Abkommen mit der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt. "Es ist ein Pluspunkt für unser Land - und ein Erfolg, der uns allgemein bei den Beziehungen zwischen der Schweiz und China hilft", so Martullo.

Schweizer Standortvorteile ohne Verteidigung

Vor gut einer Woche hatten Chinas Handelsminister Gao Hucheng und Bundesrat Johann Schneider-Ammann in Peking ihre Unterschrift unter das Abkommen gesetzt. Diesem waren zweijährige Verhandlungen vorausgegangen. Im vorigen Jahr hatte sich der Handel zwischen China und der Schweiz auf rund 28 Milliarden Franken belaufen. Nach der Unterzeichnung wand Wirtschaftsminister Schneider-Ammann ein, dass nicht das Optimum herausgeholt werden konnte. Zu den Profiteuren gehört nach seinen Angaben vor allem die Landwirtschaft.

Kein gutes Haar lässt die Tochter von Alt-Bundesrat Christoph Blocher allerdings an der Schweizer Aussenpolitik. "Da läuft alles sehr schlecht. Die Politik ist ohne Konzept unterwegs", sagt Martuollo. Insbesondere kritisiert sie die mangelnde Verteidigung der Schweizer Standortvorteile.

"Diese werden gar verschlechtert oder in Unsicherheit gestellt, ohne klare Vorstellung, wie sich die Schweiz in dem immer schärfer werdenden Standortwettbewerb weltweit behaupten soll", so Martullo.


Im Video-Interview äussert sich Martullo zu ihren Erwartungen für das Gesamtjahr 2013 bei EMS.