Die Jahresresultate von Ems-Chemie, die am Freitag bekannt gegeben wurden, übertrafen die Markterwartungen. Sowohl Umsatz als auch Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterten zum dritten Mal in Folge auf neue Rekordstände. Seit der Übernahme der Ems-Gruppe durch Magdalena Martullo-Blocher von ihrem Vater Christoph Blocher im Jahre 2004 steigerte sie den Umsatz um über 700 Millionen auf knapp 1,8 Milliarden Franken.

An der Börse werden die Zahlen mit Zukäufen quittiert. Die Ems-Aktie klettert am Freitag zwischenzeitlich gegen zwei Prozent auf ein neues Allzeithoch von 244,40 Franken. Innert Jahresfrist verteuerten sich die Titel gut 37 Prozent. Und die Ems-Chefin bleibt auch für das 2013 zuversichtlich.

"Ich glaube, die Aktionäre werden die Gewinne nicht realisieren, weil sie noch weitere Möglichkeiten sehen", sagt Magdalena Martullo-Blocher im cash-Video-Interview. Zusammen mit ihrer Schwester Rahel Blocher hält die Ems-Chefin rund 61 Prozent der Aktien. Eine Reduktion ihres Aktienanteils sei nicht geplant, so Martullo-Blocher, die neben dem CEO-Posten auch das Amt der VR-Vizepräsidentin innehat.

Attraktive Ausschüttungsquote

Für ein Halten der Ems-Aktie spricht die Ausschüttungsquote. Ems zahlt den Aktionären eine Gesamtdividende von 10 Franken (Vorjahr 7 Franken). Dies entspricht in etwa einer Dividendenrendite von 4,3 Prozent. Dies sei, so Martullo-Blocher, im aktuellen Tiefzinsumfeld ein attraktiver Wert.  

Wenig Kurspotenzial sehen hingegen die Aktienauguren der Bank Sarasin, der Zürcher Kantonalbank und der Notenstein Privatbank. Grund dafür sei die mittlerweile stattliche Bewertung, konstatieren die Analysten einhellig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt derzeit bei 22. Und die Bank Vontobel hat die Titel sogar auf "Reduce" gesetzt mit einem Kursziel von 180 Franken. Für weitere Kurssteigerungen seien "klar bessere Gewinnwachstumsaussichten" nötig, schreibt die Bank Vontobel in einem Marktbericht.

Doch Martullo-Blocher will genau dies erreichen: "Wir wollen auch in diesem Jahr neue Höchstwerte erzielen." Die Märkte in Asien und Nordamerika dürften sich positiv entwickeln, so Martullo-Blocher. Anders sieht es hingegen in Westeuropa aus. Vor allem der Automobilindustrie erwartet die Ems-Chefin einen Rückgang von 10 Prozent. Bereits im 2012 schrumpfte der europäische Automobilmarkt um denselben Prozentsatz.

Vielversprechende Kooperation mit Volkswagen

Um diesem Schwund entgegenzuwirken, setzt das im bündnerischen Domat-Ems domizilierte Unternehmen auch auf die Entwicklungszusammenarbeit mit Volkswagen. Der Autobauer ist der grösste Automobilhersteller Europas und die Nummer zwei der Welt. Im Kern geht es um die Entwicklung von Motorenteile mit geringerem Gewicht. Die Autoindustrie muss immer strengere CO2-Werte einhalten und muss in der Folge das Gewicht der Fahrzeuge laufend reduzieren. Hier wittert Ems seine Chance.

"Ein Durchbruch in der Zusammenarbeit mit VW würde uns zusätzliche Geschäfte in hohen Volumen bringen", sagt Martullo-Blocher. Polymere von Ems finden sich beispielsweise bei Klimaanlagen, am Unterboden einer Autokarosserie oder bei der Innenausstattung wieder.

 

Im cash-Video-Interview äussert sich Martullo-Blocher über die jüngste Frankenschwäche und sagt, in welchen Bereichen Ems plant, Personal aufzustocken.