Der vor zwei Jahren mit 24,1 Milliarden Euro an Startkapital gegründete Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung wird nun erstmals auch in Private Equity investieren, wie Vorstandschefin Anja Mikus in einem Interview mit Bloomberg ankündigte. Bisher hatte der Staatsfonds fast ausschliesslich Aktien und Anleihen gekauft.

“Wir werden wahrscheinlich Ende des Jahres die ersten Anteile an Private-Equity-Fonds zeichnen. Die Investitionen erfolgen weltweit, um Rendite-Chancen besser nutzen zu können", sagte Mikus. Bei der Auswahl arbeite sie mit zwei externen Asset-Managern zusammen. Nach Private Equity sollen auch Infrastruktur, Immobilien und Private Debt folgen. Ziel sei es, rund 30 Prozent des Vermögens in diese nicht-börsennotierten Anlageklassen fliessen zu lassen.

Die Kassen des als Kenfo bekannten Fonds sind für solche Investments noch immer gut gefüllt. "Von den ursprünglich 24,1 Milliarden Euro haben wir bisher rund 11 Milliarden Euro investiert", sagte Mikus, die auch im Aufsichtsrat der Commerzbank AG sitzt.

Aggressiver als der norwegische Staatsfonds

Mit seinem Vorstoss in Private Equity ist Kenfo aggressiver als der norwegische Staatsfonds, der grösste seiner Art mit einem Vermögen von umgerechnet 977 Milliarden Euro. Dieser investiert mit Immobilien und Infrastruktur zwar auch in zwei alternative Anlageklassen, sieht deren Anteil mittelfristig aber nur bei insgesamt 6 Prozent. Der Fonds hat Änderungen seines Mandats vorgeschlagen, um den Erwerb von Beteiligungen an nicht-börsennotierten Unternehmen zu ermöglichen, jedoch mit einem potenziellen Limit von nur 1 Prozent des Portfolios.

Das Niedrigzinsumfeld übt Druck auf viele institutionelle Investoren aus und lässt sie oft nach alternativen Anlagen wie Private Equity suchen, die höhere Renditen versprechen als traditionelle Investments.

Aufgabe von Mikus ist es, langfristig genügend Rendite zu erwirtschaften, um Zwischen- und Endlagerung von radioaktivem Abfall deutscher Atomkraftwerke zu finanzieren. Im Rahmen des Atomausstiegs hatten die Betreiber der Werke das Startkapital für den Fonds zur Verfügung gestellt, wodurch die finanzielle Verantwortung für die Lagerung auf den Staat überging.

Ansehnliche Rendite

Mit seinen bisherigen Anlagen konnte der Fonds zwischen Juli 2017, als er seine Arbeit aufnahm, und Ende September 2019 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,5 Prozent erzielen. “Besonders gut gelaufen sind für uns bislang unter anderem langlaufende Unternehmensanleihen und aktiv gemanagte Aktienfonds", sagte Mikus. Gleichzeitig haben Negativzinsen den Fonds belastet.

So wie künftig bei Private-Equity-Investments verlässt sich der Fonds auch bei den liquiden Anlagen auf externe Manager. Es wurden insgesamt 17 Mandate vergeben mit einem Volumen von jeweils zwischen 250 Millionen Euro und 1,8 Milliarden Euro. Der Fonds selbst beschäftigt neben drei Vorständen lediglich 20 Mitarbeiter, davon neun Investment- und Risikoprofis.

Kenfo hat sich auf die Fahnen geschrieben, Nachhaltigkeitskriterien bei seinen Anlagen anzusetzen. “Wir investieren zum Beispiel nicht in Waffenhersteller und Firmen, die gegen die Menschenrechte verstossen“, sagte Mikus. Ebenfalls tabu seien Investments in die Betreiber von Kernkraftwerken.

(Bloomberg)