Wer vor sechs Jahren bei Temenos einstieg, verdiente sehr viel Geld. Die Aktie des Bankensoftwareherstellers ist heute mehr als 13 Mal mehr wert als damals. Das macht sie zur erfolgreichsten Schweizer Aktie der letzten Jahre.

Und obschon ihr Kurs in den vergangenen Tagen etwas zurückgefallen ist, errechnet sich seit Anfang dieses Jahres noch immer ein sattes Kursplus von fast 40 Prozent.

In einer Unternehmensstudie warnt die US-Investmentbank Jefferies die Anleger nun aber davor, dass die Aktie von Temenos diese 40 Prozent früher oder später wieder einbüssen werde. Der Autor spricht deshalb eine Verkaufsempfehlung mit einem Kursziel von 120 Franken aus.

Wachstumsverlangsamung anstatt -beschleunigung

Wie der Jefferies-Analyst schreibt, nehmen die heutigen Kurse eine deutliche Wachstumsbeschleunigung vorweg. Er spielt dabei auf die ziemlich üppige Bewertung an. Auf Basis bankeigener Prognosen errechnet sich für 2019 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 55. Mit anderen Worten: Die Anleger sind bereit, mehr als das 50-fache des nächstjährigen Reingewinns für Temenos als Unternehmen zu bezahlen.

Nachdem der Bankensoftwarehersteller den Nettoumsatz in den letzten Jahren prozentual zweistellig steigern konnte, dürfte 2018 das vorerst letzte Jahr mit einem zweistelligen Wachstum sein. Alleine schon aufgrund der zuletzt hohen Vergleichsbasis sollte sich das Wachstum ab 2019 etwas verlangsamen.

Der Höhenflug der letzten sechs Jahre deutet bei der Temenos-Aktie auf eine sehr hohe Erwartungshaltung der Anleger hin (Quelle: www.cash.ch)

Kommt erschwerend hinzu, dass Temenos ausserhalb des Heimmarktes eine eher schwache Stellung hat. Das gilt dem Jefferies-Analysten zufolge insbesondere für den US-Markt, auf dem zahlreiche Wachstumshoffnungen ruhen.

Analysten kommen mit ihren Kurszielen kaum hinterher

Jefferies befindet sich mit der Verkaufsempfehlung für die Aktie von Temenos in guter Gesellschaft. Wie Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP verraten, raten neben ihm fünf weitere Analysten zum Verkauf der Aktie. Der extremste unter ihnen ist jener von Baader-Helvea. Er sieht den Kurs der Temenos-Aktie gar auf 47 Franken einbrechen (cash berichtete).

Mit den Berufskollegen von Deutsche Bank, Citigroup und Vontobel haben allerdings noch immer drei Analysten Kaufempfehlungen ausstehend. Sie kommen dem stark gestiegenen Aktienkurs kaum mit ihren Prognosen hinterher, wie die zwischen 151 (Vontobel) und 175 (Citigroup) Franken liegenden Kursziele eindrucksvoll beweisen.

Mitunter ein Grund hierfür sind immer wieder wachwerdende Übernahmespekulationen. Wie schon im Januar wurde erst vor wenigen Wochen wieder dem übernahmehungrigen Technologiekonzern Softbank ein Interesse an Temenos nachgesagt (der cash Insider berichtete). Anders als damals müssten die Japaner womöglich deutlich tiefer in die Tasche greifen, um sich der Zustimmung der Aktionäre sicher zu sein.

Ob sich das angesichts der schon heute luftigen Bewertung noch rechnet, ist fraglich. Auch gegen einen Verkauf des Bankensoftwareherstellers spricht, dass sich Mitglieder der Geschäftsleitung seit Ende April von eigenen Aktien im Gegenwert von fast 166 Millionen Franken trennten.