Vifor Pharma dürfte der Covid-19-Krise nur leicht ausgesetzt gewesen sein, schreibt die Zürcher Kantonalbank im Ausblick auf die Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses. Seit dem frühen Donnerstagmorgen steht nun allerdings fest, dass die Auswirkungen doch einschneidender waren, als gedacht.

Nicht nur der Umsatz von 922,5 Millionen Franken liegt hinter den durchschnittlichen Erwartungen von 934,5 Millionen Franken zurück, auch der Reingewinn verfehlt mit 67,9 Millionen Franken die bei 91,4 Millionen Franken liegenden Erwartungen klar.

Das Unternehmen sieht sich gar zu einer Reduktion der diesjährigen Zielvorgaben veranlasst. Neu geht es von einem Umsatzwachstum von 5 Prozent in Lokalwährungen und einem um 20 Prozent höheren operativen Gewinn (EBITDA) aus. Noch im März war von einem Umsatzwachstum in Höhe von 10 Prozent sowie von einem um mehr als 25 Prozent höheren operativen Gewinn die Rede.

Zahlenkranz von einmaligen Faktoren geprägt

Nach einem frühen Rücksetzer auf 125,60 Franken gewinnt die Vifor-Aktie zur Stunde sogar 0,6 Prozent auf 131,50 Franken.

Vorsichtige Töne schlägt Vontobel an. Die Zürcher Bank erklärt sich den besser als erwartet ausgefallenen operativen Halbjahresgewinn (EBITDA) mit einmaligen Erträgen aus Partnerschaften, mit Veräusserungsgewinnen für nicht zum Kerngeschäft zählende Medikamente in Spanien sowie mit pandemiebedingt tieferen Marketingausgaben. Wie Vontobel weiter schreibt, verfehlt der Zahlenkranz die eigenen Erwartungen aufgrund enttäuschender Verkaufszahlen bei Schlüsselmedikamenten wie Ferinject/Injectafer und Veltassa nicht nur beim Umsatz, sondern auch beim Reingewinn. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Hold" mit einem Kursziel von 140 Franken.

Bei der Zürcher Kantonalbank weist man darauf hin, dass sich neben den tieferen Ergebnisbeiträgen wichtiger Medikamente wie Ferinject, Veltassa oder Velphoro auch einmalige Wertberichtigungen für den Wirkstoff CCX140 negativ im Zahlenkranz niedergeschlagen hätten. Die Jahresvorgaben seien nicht zuletzt auch deshalb reduziert worden. Die Zürcher Kantonalbank stuft die Aktie wie bis anhin mit "Marktgewichten" ein.

Analyst war zu Recht vorsichtig

Für die UBS ist die Reduktion der diesjährigen Wachstumsvorgaben die eigentliche Enttäuschung des Tages. Allerdings räumt die Grossbank ein, dass die Erwartungen diesbezüglich zuletzt bereits etwas zurückgekommen seien. Nichts desto trotz rechnet sie mit einer negativen Kursreaktion der mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 149 Franken eingestuften Aktie.

Jefferies und Goldman Sachs begrüssen hingegen die auf der Kostenseite erzielten Fortschritte, wobei letztere vermutlich auf die von Vontobel erwähnten tieferen Marketingausgaben zurückzuführen sind.

Für gemischte Gefühle ist bei der Pharmaanalystin von Kepler Cheuvreux gesorgt. Diese hatte wenige Tage vor der Ergebnisveröffentlichung vor den pandemiebedingten Folgen gewarnt und ihre Gewinnschätzungen um durchschnittlich 11 Prozent reduziert. Dadurch fiel das Kursziel für die mit "Hold" eingestufte Aktie auf 136 (zuvor 150) Franken zurück.

Obwohl sich die Aktie seit Mitte März kräftig erholt hat, trennen sie noch immer gut 25 Prozent vom Stand von Anfang Jahr.