In den Handelsräumen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) dürfte schon seit Tagen ein reger Betrieb herrschen. Denn der Euro klebt seit Tagen beim vor drei Jahren eingeführten Mindestkurs von 1,20 Franken. Am Montag notierte die europäische Einheitswährung bei 1,2010 Franken und damit so tief wie seit über zwei Jahren nicht mehr.

Entgegen aller Spekulationen rund um eine Intervention hielten sich die Währungshüter bislang zurück. Zwar stiegen die Sichtguthaben der Geschäftsbanken in der Woche zum 14. November um 4,3 auf 315,7 Milliarden Franken, was unter Umständen als Anhaltspunkt für Devisenkäufe durch die SNB gilt. Darüber hinaus gibt es gemäss gut informierten Devisenhändlern allerdings keine Indizien für Offenmarktinterventionen.

Geht es nach dem leitenden Währungsstrategen von UniCredit, dann steht der SNB ein unmittelbarer Test durch die Märkte bevor. Er rechnet allerdings fest damit, dass die Währungshüter Wort halten und den Mindestkurs mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen werden.

SNB mit mehreren Möglichkeiten zur Intervention

Das Konsumentenvertrauen sei in der Schweiz zuletzt auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gefallen, so gibt der Experte zu bedenken. Gleichzeitig seien die Inflationserwartungen gefallen. Vor dem Hintergrund rückläufiger Rohstoffpreise sei der Boden diesbezüglich vermutlich noch nicht erreicht.

Dadurch werde die SNB zu weiteren Massnahmen gezwungen. Der erfahrene Währungsstratege hält eine Erhöhung des Mindestkurses für wahrscheinlicher als die Einführung von Negativzinsen. Diese hätten weitgehende Nebenwirkungen, unter anderem in Zukunft tiefere Gewinnausschüttungen an die Kantone. Nicht erwähnt wird der noch immer ziemlich überhitzte Immobilienmarkt, welcher im Falle von Negativzinsen noch mehr heisslaufen könnte.

Umfrage sorgt für Wasser auf die Mühlen der SNB

Als weitere Massnahme gegen den erstarkten Franken nennt der Experte zudem eine Ausweitung der Sichteinlagen der Geschäftsbanken durch die SNB. An dieser Stelle sei gesagt, dass UniCredit den Kunden schon seit Mitte letzten Dezember mit einem Kursziel von 1,30 zum Kauf von Euros gegen Franken rät und mit dieser "Schlüsselempfehlung für das Jahr 2014" alles andere als gut liegt. Offiziell liegt die Prognose bis Ende März 2015 bei 1,23 und bis Ende März 2016 bei 1,28 Franken.

In einer von den Kollegen der Société Générale durchgeführten Umfrage äusserte sich eine Mehrheit der Teilnehmer zuversichtlich, was den Euro anbetrifft. Viele der Befragten hätten angegeben, Rückschläge wie den jetzigen zum Kauf der europäischen Einheitswährung gegen Franken zu nutzen. Das Währungspaar werde in Zukunft wieder in Richtung von 1,25 steigen, so heisst es aus den Reihen der französischen Grossbank.

Interessant auch: Angeblich erwarten 68 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass die Gold-Initiative vom Stimmvolk abgelehnt wird und 62 Prozent der Befragten rechnen im Laufe der ersten Hälfte kommenden Jahres mit der Einführung negativer Einlagezinsen durch die SNB.

Wie UniCredit prognostiziert auch Société Générale schon seit längerer Zeit einen gegenüber dem Franken stärkeren Euro.