Ende Juli stellte der Automobilzulieferer Autoneum den Aktionären für die zweite Jahreshälfte eine Verbesserung beim operativen Gewinn (EBIT) in Aussicht. Man werde die Verluste in der mit Problemen kämpfenden Region Nordamerika eingrenzen, so hiess es damals an einer Telefonkonferenz mit Investoren.

Gut zwei Monate später gibt man sich am Firmensitz in Winterthur desillusioniert. Einer Medienmitteilung lässt sich entnehmen, dass die Probleme in Nordamerika unterschätzt wurden und für das zweite Halbjahr mit keiner Verbesserung beim operativen Gewinn (EBIT) zu rechnen sei. Der Automobilzulieferer zieht personelle Konsequenzen und ersetzt den langjährigen Firmenchef Martin Hirzel mit Matthias Holzammer, dem früheren Europa-Chef.

Zürcher Kantonalbank war zurecht vorsichtig

Die Gewinnwarnung kommt bei den Anlegern verständlicherweise nicht gut an. Im frühen Handel wird die Autoneum-Aktie mit einem satten Minus von 13,6 Prozent auf 92,25 Franken abgestraft. Damit errechnet sich alleine seit Mitte September ein Minus von fast 30 Prozent.

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, sind die erhofften Effizienzverbesserungen im Laufe des dritten Quartals nicht eingetreten. Mit ihren Schätzungen bezüglich der Rentabilität in Nordamerika war die Zürcher Bank bisher konservativer unterwegs als die Markterwartungen. Rückblickend zurecht. Angesichts der andauernden Probleme in Nordamerika und dem schwierigen Automobilmarkt empfiehlt die Zürcher Kantonalbank die Autoneum-Aktie weiterhin mit "Untergewichten" zum Verkauf.

Der Bank Vontobel zufolge scheint der Turnaround in Nordamerika ein noch schwierigeres und zeitaufwändigeres Unterfangen als gedacht. Die Zürcher Bank will ihre diesjährigen Schätzungen für den operativen Gewinn (EBIT) voraussichtlich um rund 15 Millionen Franken senken. Sie bedauert den Abgang des hoch geschätzten Firmenchefs Martin Hirzel. Das Anlageurteil für die Autoneum-Aktie lautet "Hold", das Kursziel von 120 Franken wird womöglich reduziert.

Hat Grossaktionär Spuhler bei Autoneum zugekauft?

Bei Autoneum mit an Bord ist auch Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler. Über seine Beteiligungsgesellschaft PCS Holding hält er offiziellen Angaben zufolge 17 Prozent. Im hiesigen Handel wird allerdings gemunkelt, dass es mittlerweile sogar mehr sein könnten. Denn aus dem Börsengang von Stadler Rail flossen Spuhler im April dieses Jahres geschätzte 1,4 Milliarden Franken zu. Mitte September bestätigte der Stadler-Rail-Chef gegenüber Finanzmedien, dass er bereits einen Drittel dieses Erlöses in Firmen reinvestiert habe, an denen er beteiligt sei und im Verwaltungsrat sitze. So könnten in der ersten Septemberhälfte auch Geld in die Autoneum-Beteiligung geflossen sein.

Gemeinsam mit dem Industriellen Michael Pieper zählt Spuhler seit der Abspaltung des Automobilzulieferers vom ehemaligen Winterthurer Mutterhaus Rieter zu den bedeutendsten Aktionären. Auch an Rieter selber halten die beiden substanzielle Beteiligungen. Allerdings liegt sowohl der Aktienkurs von Autoneum als auch jener von Rieter mittlerweile unter dem damaligen Stand zum Zeitpunkt der Abspaltung vom Mai 2011.