Was die Spatzen am Hauptsitz von AMS im österreichischen Unterpremstätten bereits von den Dächern pfiffen, ist seit Freitagabend offiziell: Der Sensorenhersteller lanciert erneut eine Übernahmeofferte für die ehemalige Siemens-Tochter Osram.

An der Höhe der Offerte von 41 Euro je Aktie in bar ändert sich nichts, wohl aber an der Mindestannahmeschwelle. Mit 55 Prozent liegt letztere unter den ursprünglich angestrebten 62,5 Prozent. Das macht ein Zustandekommen des Übernahmeversuchs wahrscheinlicher. Knapp 20 Prozent der ausstehenden Titel hat sich AMS bereits im offenen Markt zusammengekauft.

Nach einem frühen Rücksetzer bis auf 42,10 Franken gewinnt die AMS-Aktie am Montag 4,9 Prozent auf 44,86 Franken. Am Freitag büsste die Aktie allerdings fast 5 Prozent ein.

Erfolgsaussichten werden unterschiedlich beurteilt

Analysten zufolge kommt der erneute Übernahmeversuch nicht überraschend, hatte AMS nach dem Scheitern des ersten Versuchs doch bereits durchblicken lassen, dass weiterhin Interesse bestehe. Allerdings zeigt man sich in Expertenkreisen erleichtert darüber, dass der Sensorenhersteller das Angebot für Osram nicht noch einmal erhöht hat.

Wie die Bank Vontobel schreibt, ist die Erfolgswahrscheinlichkeit des Angebots durch den Rückzug der Mitbieter aus der Private-Equity-Industrie und die tiefere Annahmeschwelle gestiegen. Sie empfiehlt die AMS-Aktie denn auch weiterhin mit einem Kursziel von 64 Franken zum Kauf.

Etwas zurückhaltender gibt sich die Zürcher Kantonalbank. Angesichts des Widerstands der Gewerkschaften müsse sich zeigen, ob der jetzige Versuch erfolgreich sein wird. Im Hinblick auf die bei AMS am morgigen Dienstag zur Veröffentlichung anstehenden Quartalszahlen erwartet die Zürcher Bank einen starken Ausweis im Rahmen der Markterwartungen. Auch die Zürcher Kantonalbank rät deshalb mit "Übergewichten" zum Kauf der AMS-Aktie.

Ausländische Spekulanten liegen bereits auf der Lauer

Während die einen Analysten, unter ihnen jene der Bank Vontobel und der Zürcher Kantonalbank, die Osram-Übernahme begrüssen, äussern sich andere Unternehmensexperten eher skeptisch. So weist jener von Julius Bär darauf hin, dass Osram selbst die von AMS kommunizierten Synergieziele als "zu ambitioniert" beurteilt. Bei Julius Bär wird die AMS-Aktie wie bis anhin mit "Hold" und einem Kursziel von 48 Franken eingestuft.

Wie aus dem hiesigen Berufshandel verlautet, liegen ausländische Spekulanten bereits auf der Lauer. Ihre Rechnung ist denkbar einfach: Je tiefer sie die Kurse im Vorfeld der 1,6 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Osram-Übernahme mittels Leerverkäufen drücken können, desto günstiger lassen sich ihre Wetten im Zuge der Ausgabe neuer Aktien wieder schliessen.

Gemäss Schätzungen aus dem Handel setzen Leerverkäufer bei AMS momentan mit rund 6 Prozent der ausstehenden Titel auf rückläufige Kurse - Tendenz steigend (cash berichtete). Die Gefahr, dass die AMS-Aktie auf Wochen hinaus zum Spielball von Spekulanten wird, ist deshalb ziemlich gross.