Hunde die bellen, beissen nicht. So sagt es zumindest der Volksmund. Das trifft allerdings nicht auf die Europäische Zentralbank (EZB) zu. Nach Monaten der verbalen Interventionen zur Schwächung des Euros, holte sie vor gut zwei Wochen zum Rundumschlag aus. Neben einer abermaligen Leitzinsreduktion kündigte Notenbankchef Mario Draghi erstmals negative Zinsen auf Einlagen der Geschäftsbanken an.

Mit der Commerzbank meldet sich nun eine dieser Banken zu Wort. In einem Strategiepapier berichtet sie nach den ersten Tagen der Negativzinspolitik von Anhaltspunkten, dass der Abwärtssorg des negativen Einlagesatzes stärker als erwartet ausfallen könnte. Das bringe Abwärtsrisiken für die Zinsen.

Zinsdifferenzen zu den Peripherieländern schmelzen weiter

Die Zinsstrategen der Commerzbank rechnen mit Folgen für den Geldmarkt. Gerade bei Laufzeiten von 6 bis 12 Monaten bestehe noch einmal Raum für rückläufige Zinsen. Kurzfristig werde die Jagd nach Rendite zu einer weiteren Einengung der Geldmarktspreads sorgen, so zeigen sie sich überzeugt.

Die Spreadeinengung werde erneut auf die Probe gestellt, würden doch gerade in den Peripherieländern Emittenten auf den Primärmarkt drängen, während die Anleger dank der EZB auf grossen Bewertungsgewinnen sitzen. Da Gründe für einen grösseren Ausverkauf fehlen, gehen die Strategen von weiterhin schmelzenden Risikoaufschlägen aus.

Frankreich und Spanien nutzen die Gunst der Stunde

Attraktive Anlagemöglichkeiten sehen die Experten bei Anleihen mit einer Laufzeit zwischen 2 bis 4 Jahren. In diesem Laufzeitenbereich würden die Folgen der Negativzinspolitik vorerst unterschätzt.

Im Anschluss an den EZB-Entscheid hätten sowohl Frankreich als auch Spanien im grösseren Stil Staatsanleihen emittiert. Das spanische Schatzamt habe seit Jahresbeginn 86,5 Milliarden Euro am Anleihenmarkt aufgenommen und seine Anleihefinanzierung in diesem Jahr bereits zu 69 Prozent abgeschlossen. Weitere Länder dürften dem Beispiel von Frankreich und Spanien folgen, so lässt die Commerzbank durchblicken.