Eigentlich stand von Anfang an fest, dass LafargeHolcim im ersten Quartal nicht brillieren wird. In Nordamerika und Europa hatte der Zementhersteller aus Jona mit ungünstigen Witterungsverhältnissen, in den Schwellenländern hingegen mit dem Wertzerfall dortiger Währungen zu kämpfen. Und als ob das nicht schon genug wäre, lag auch noch die Anzahl Werktage unter dem Stand vom Vorjahr.

Dennoch setzte der Weltmarktführer zwischen Anfang Januar und Ende März in etwa gleich viel um wie im Vorjahreszeitraum. Damit werden die Analystenerwartungen zumindest beim Umsatz übertroffen. Das organische Wachstum liegt bei respektablen 3,1 Prozent.

Gleichzeitig verfehlt der wiederkehrende operative Gewinn (EBITDA) selbst die pessimistischsten Prognosen.

An der Schweizer Börse SIX verliert die LafargeHolcim-Aktie in der Folge 3,3 Prozent auf 54,50 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 54,38 Franken.

Rückgang beim operativen Gewinn

Die US-Investmentbank Jefferies taxiert den vorliegenden Zahlenkranz in einem Kommentar als schwächlich ab. Bankeigenen Berechnungen zufolge verfehlt der operative Gewinn (EBITDA) die Erwartungen um knapp 4 Prozent.

Die Autorin macht einerseits die kalten und nassen Witterungsbedingungen in der westlichen Hemisphäre, andererseits aber auch die geringere Anzahl Werktage für diese Differenz verantwortlich.

Angesichts der beibehaltenen Zielvorgaben für das gesamte Jahr stuft die Jefferies-Analystin die Aktie von LafargeHolcim wie bis anhin mit "Hold" und einem Kursziel von 60 Franken ein.

Ihr Berufskollege bei Bernstein Research macht hingegen Preisdruck im Nahen Osten für den rückläufigen operativen Gewinn verantwortlich. Er äussert zudem Kritik an den deutlich geringeren Detailinformationen, welche das Unternehmen zum ersten Quartal mitliefert. Seines Erachtens trägt dieser Umstand nicht dazu bei, das Vertrauen ins Unternehmen und in die neue Führungsriege zu stärken.

Bernstein Research empfiehlt die LafargeHolcim-Aktie mit "Outperform" und einem Kursziel von 71 Franken zum Kauf.

Der für die UBS Investmentbank tätige Analyst zeigt sich ebenfalls leicht enttäuscht vom Gewinnrückgang im ersten Quartal. Er hält allerdings entgegen, dass der Zementhersteller gerademal 11 Prozent des diesjährigen operativen Gewinns zwischen Januar und März erzielt und erwartet im weiteren Jahresverlauf eine materielle Belebung. Der Analyst stuft die Aktie unverändert mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 55,50 Franken ein.

Kann es der ehemalige Sika-Chef richten?

Bei Bryan Garnier aus Irland wird der faire Wert für die Aktie im Zuge der Ergebnisenttäuschung auf 49 (zuvor 51) Franken reduziert. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Neutral".

In ihrer Hoffnung klammern sich die Aktionäre bei LafargeHolcim weiterhin an den neuen Konzernchef Jan Jenisch. Unter seiner Leitung entwickelte sich der frühere Arbeitgeber Sika in den letzten Jahren sehr dynamisch.

Allerdings tritt Jenisch bei LafargeHolcim ein schweres Erbe an. Der Zementhersteller ist um einiges grösser als Sika und gilt als weniger stark spezialisiert. Ausserdem hat das Unternehmen mit hausgemachten Problemen wie beispielsweise Schutzgeldzahlungen an den Islamischen Staat von 2014 in Syrien zu kämpfen.

Seit Jenisch seine Tätigkeit bei LafargeHolcim antrat, haben die Aktien allerdings kaum Vorschusslorbeeren erhalten. Das wiederum könnte von Vorteil sein, so heisst es im hiesigen Handel.

Neue Kursimpulse verspricht man sich von den Halbjahreszahlen vom 27. Juli.