Finanzchef Michel Hirschi muss beim Solarzulieferer Meyer Burger den Hut nehmen. Nach 12 Jahren verlässt er das Unternehmen auf Ende September. Für Hirschi übernimmt Manfred Häner, der einst als Finanzchef für Micronas Semiconductor tätig war.

Mit dieser Rochade kommt Meyer Burger Forderungen des Grossaktionärs Petr Kondrashev nach. Keine zwei Wochen ist es her, als der russische Milliardär harsche Kritik am Unternehmen übte. Verwaltungsratspräsident Alexander Vogel verfüge nicht über ausreichende Kompetenz in der hochkomplexen Solarindustrie und Finanzchef Michel Hirschi habe schon lange seine Glaubwürdigkeit verloren, stichelte Kondrashev damals in der Wochenendpresse (cash berichtete). Beobachter sehen in Hirschi denn auch ein "Bauernopfer", damit Vogel an der Spitze des Verwaltungsrats bleiben kann.

Ein lachendes und ein weinendes Auge

Dementsprechend unterkühlt reagieren die Anleger. An der Schweizer Börse SIX strafen sie die Aktie von Meyer Burger mit einem satten Minus von 7 Prozent auf 0,6140 ab. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 0,60 Franken.

In einer ersten Stellungnahme bedauert der für die Bank Vontobel tätige Autor das Ausscheiden von Michel Hirschi zwar. Allerdings verfüge Manfred Häner über umfassende Erfahrungen aus seiner Tätigkeit als Finanzchef für verschiedene börsennotierte Schweizer Unternehmen wie CPH, Micronas oder Sulzer, so schreibt er. Das gilt insbesondere auf dem Gebiet des Transformationsmanagements. Nachdem der Vontobel-Analyst die Aktie erst kürzlich herunterstufte, hält er am "Hold" lautenden Anlageurteil sowie am Kursziel von 0,65 Franken fest.

Zurückhaltender gibt sich sein für die Zürcher Kantonalbank tätiger Berufskollege. Seines Erachtens ändert sich mit der Auswechslung des Finanzchefs nichts an der herausfordernden Situation. Er belässt die Einschätzung für die Aktie deshalb bei "Marktgewichten".

Andere Analysten begrüssen hingegen die Verpflichtung eines neuen Finanzchefs grundsätzlich. Damit spielen sie unter anderem auf die Abmahnung der Schweizer Börsenbetreiberin SIX im Zusammenhang mit den Buchführungspraktiken von Meyer Burger an. Dennoch zeigt man sich angesichts des schwierigen Branchenumfelds auch realistisch, dass der neue Finanzchef kein einfaches Erbe antritt und nach dem Wechsel nicht mit raschen operativen Verbesserungen gerechnet werden dürfe.

Ein Opfer des Handelsstreits zwischen den USA und China

Als eines der ersten Unternehmen aus der Schweiz spürt Meyer Burger die Folgen der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China. Mitte Juli sah sich der Solarzulieferer aus Gwatt bei Thun zu einer vorzeitigen Veröffentlichung der Halbjahreszahlen gezwungen. Dies, nachdem der Auftragseingang in den ersten sechs Monaten mit 138 Millionen Franken im Jahresvergleich um mehr als die Hälfte eingebrochen war.

Gleichzeitig reduzierte Meyer Burger die diesjährigen Zielvorgaben. So soll der Umsatz zwischen 400 und 440 Millionen Franken (zuvor 450 bis 500 Millionen Franken) zu liegen kommen.

Mit einem Minus von gut 60 Prozent ist die Aktie des Solarzulieferers seit Jahresbeginn die zweitschwächste an der Schweizer Börse. Nur jene des hochverschuldeten Backwarenherstellers Aryzta schneidet noch schlechter ab.