Insidern zufolge ist Gas Natural mit einer 35 Milliarden schweren Offerte an EDP herangetreten. Zusammen würden sie den viertgrössten europäischen Versorger nach der italienischen Enel, der spanischen Iberdrola und der französischen Engie schmieden. Die Konzerne dementieren zwar, aber die Karten in der Branche werden neu gemischt.

Der Verfall der Strom-Grosshandelspreise hat die Geschäftsmodelle der klassischen Versorger zunichte gemacht. Die traditionelle Stromerzeugung der grossen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke hat es immer schwerer im Wettbewerb mit den boomenden Solar- oder Windkraftanlagen. Die Konzerne stellen sich neu auf, so etwa RWE mit der Abspaltung der Ökostromtochter Innogy und E.ON mit der Abgabe der konventionellen Kraftwerke an die frühere Tochter Uniper.

Enel und Engie greifen an

Viele Versorger setzen auf Ökostrom, Netzgeschäfte und das Vertriebsgeschäft. Nach einem Jahrzehnt des Niedergangs wächst in der Branche wieder die Zuversicht. Auch die Aktienkurse von RWE, E.ON oder Uniper haben zuletzt deutlich zugelegt. Deutsche Versorger sind bereit für Fusionen oder für einen Verkauf an ausländische Konzerne, sagt ein auf die Energiebranche spezialisierter Investmentbanker. "Enel und Engie nehmen alles unter die Lupe." "Jeder sprich mit jedem", ergänzt ein anderer Branchenkenner aus der Bankenwelt: "Aber es gibt nur wenige Deals, die wirklich Sinn machen würden." Hierzu könnte etwa ein Zusammenschluss von Iberdrola und Innogy gehören. 2011 hatte RWE mit Iberdrola über eine Fusion verhandelt, die in letzter Minute scheiterte.

Nach der Konzernaufspaltung sind E.ON und Innogy mit Börsenwerten von etwa 19 Milliarden Euro im Vergleich zu den Energieriesen aus dem Süden fast kleine Fische. Enel und die spanische Iberdrola sind an der Börse mehr als doppelt soviel wert. Und sie haben den Wandel zum Geschäft mit Ökostrom und Netzen vor einem Jahrzehnt bereits vollzogen. Enel hat Ökostromanlagen in einer Grössenordnung von 37 Gigawatt im Portfolio, Innogy kommt auf etwa ein Zehntel davon.

Innogy und Uniper im Visier

Insidern zufolge hat Iberdrola die US-Investmentbank Morgan Stanley engagiert, um Möglichkeiten für Zukäufe auszuloten. Gas Natural werde von der Citigroup beraten. Im Mai hatten Insider berichtet, Engie wolle Innogy übernehmen. RWE werde im Gegenzug an Engie beteiligt. RWE schwieg dazu. Enel und Engie dementierten. "Dieses ganze Übernahmegerede ist nur Phantasie", sagte Enel-Chef Francesco Starace Reuters.

Im Zentrum der Übernahmespekulationen steht auch Uniper. Die frühere E.ON-Tochter hat einen Börsenwert gut sechs Milliarden Euro. Der Aktienkurs der Düsseldorfer ist seit dem Börsengang im vergangenen September um 70 Prozent gestiegen. E.ON will ab 2018 seine Restbeteiligung von 47 Prozent abstossen. Als Interessenten gelten der finnische Fortum-Konzern und die tschechischen Rivalen CEZ und EPH.

Doch nicht nur Versorger haben Übernahmen im Blick. Die unter Anlagedruck stehenden Infrastrukturfonds, Versicherungen oder Pensionsfonds schauen sich die Branche ebenfalls genau an. Die Fonds steigen dabei nicht unbedingt in die Konzerne ein, sondern beteiligen sich etwa an Windparks und Solarprojekten, so etwa der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock. Infrastrukturfonds dürften auch zu den Bietern für Italien-Geschäfte von Gas Natural gehören. Auch das von der Steag auf den Markt gebrachte Paket von 49 Prozent des Fernwärmegeschäfts könnte sie reizen. Steag habe für den Verkauf die Investmentbank Rothschild engagiert, sagen Insider.

(Reuters)