John Sculley war Boss von zwei der bekanntesten US-Firmen: Apple und Pepsi. In den 80er und 90er Jahren prägte er die erfolgreiche Zukunft der beiden Marken entscheidend mit. Doch gerade im Fall von Apple ist die Gegenwart sehr herausfordernd. Die Rekordjagd der Kalifornier stösst an ihre Grenzen. Denn im laufenden Quartal muss der iPhone-Produzent erstmals seit 13 Jahren einen Umsatzrückgang hinnehmen. Für die Aktionäre bedeutet das: Ein Minus von 11 Prozent seit Jahresbeginn. Seit Mitte August letzten Jahres ist der Titel gar um 30 Prozent gefallen.

Dennoch glaubt Sculley weiterhin an die Zukunft des US-Technologieriesen. "Es gibt zwar Herausforderungen, aber ich glaube nicht an eine grosse Rezession. Firmen wie Apple wird es weiterhin gut gehen. Apple wird in seiner Stärke unterschätzt", sagt er im Video-Interview gegenüber cash am Rande des WorldWebForum in Zürich. Dass die Luft für Apple allerdings dünner wird, zeigt das vergangene Quartal. Mit 74,8 Millionen weltweit verkauften iPhones wurde nur ein minimales Plus von 0,4 Prozent erzielt.

Fintech und Pharma im Fokus

Obwohl bereits 76 Jahre alt, ist der ehemalige Weggefährte von Steve Jobs immer noch unternehmerisch tätig. Derzeit investiert Sculley in mehrere amerikanische Startups. Dazu gehört die Fintech-Branche, zum Beispiel Neft. Ein Unternehmen, das Konsumenten tiefere Kreditzinsen ermöglicht.

"Neft wird die Zukunft der Konsumkredit-Finanzierung mitbestimmen", sagt Sculley zu seinem Engagement. Daneben sei auch das Gesundheitswesen ein Zukunftsmarkt. Hier ist er bei Rxadvance aktiv, eine cloudbasierte Apotheke.

Es hat eine Weile gedauert, aber mittlerweile haben auch die etablierten Banken erkannt, dass Fintech ein Markt mit grossem Potenzial ist. "Sie realisieren, dass Fintech zum Mainstream wird", sagt Sculley. Es gebe bereits mehr als 20 Unternehmen in diesem Bereich, die zwischen drei und 20 Milliarden Dollar wert seien. Tendenz steigend.

Im internationalen Vergleich ist die Schweiz in diesem Markt noch nicht Weltklasse. Im November waren hierzulande 157 Fintech-Startups aktiv. Grossbritannien oder die USA sind diesbezüglich schon viel weiter. Nur 0,7 Prozent der gesamten globalen Fintech-Investments wurden bisher in der Schweiz getätigt, wie Zahlen der IG Bank zeigen.

Apple Pay wird sich etablieren

Viel Beachtung erhält der Bereich mobile Bezahllösungen. Hier ist auch Sculleys früherer Arbeitgeber Apple tätig. Mit Apple Pay können Kunden in Läden oder im Internet bezahlen. Noch ist der Dienst auf wenige Länder beschränkt, doch es gibt Stimmen, die in Apple bereits den nächsten grossen Finanzdienstleister sehen.

Wird Apple also zur Bank? "Die Grenzen des Finanzsystems werden verschwimmen, und Apple wird sich als Player im Markt für Bezahllösungen etablieren", sagt John Sculley. Doch das passiere nicht von heute auf morgen. Denn die Kunden müssten sich ebenso daran gewöhnen wie die Detailhändler. Denn diese müssten die Infrastruktur zur Verfügung stellen. Ähnlich wie beim Online-Banking, das auch nicht über Nacht beliebt wurde.

Das Video-Interview mit John Sculley fand im Rahmen des World Web Forum statt. cash war an diesem Anlass Medienpartner.