Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte auch weiterhin auf Devisenmarktinterventionen setzen, um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens zu unterbinden. Ein Senkung des bereits rekordtiefen Leitzinses noch tiefer in den negativen Bereich schliessen Analysten und Ökonomen aus.
Das dreiköpfige Direktorium um SNB-Chef Thomas Jordan dürfte bei der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag am Leitzins von minus 0,75 Prozent festhalten, prognostizieren alle 34 von Reuters befragte Experten. Auch die Sichteinlagen von Banken bei der Notenbank ab einem gewissen Freibetrag dürften weiter mit einer Gebühr von 0,75 Prozent belastet werden.
"Wir sehen in den nächsten zwölf Monaten keine Veränderung, die SNB wird es vorziehen, weiter zu intervenieren, was sie bei Bedarf an- und abschalten kann", sagte UBS-Ökonom Alessandro Bee. "Es wird ein langweiliges Treffen sein, aber nach all den jüngsten Turbulenzen ist langweilig gut."
Mindestens bis Ende 2021 Negativzinsen
Den Experten zufolge dürfte die SNB zumindest bis Ende 2021 am geltenden Leitzins festhalten. Einige Analysten rechnen angesichts eines starken Frankens, Deflationsrisiken und dem durch die Covid-19-Krise verursachten schleppenden Wachstum sogar bis spät ins Jahr 2025 mit keiner Änderung.
Die Schweizer Währungshüter setzen neben den Negativzinsen auf Eingriffe am Devisenmarkt, um einer starken Aufwertung des Franken entgegenzusteuern. Denn dieser gilt unter Investoren als sicherer Hafen und gewinnt in unsicheren Zeiten stets an Wert - was Schweizer Waren im Ausland verteuert und somit der ausfuhrorientierten Wirtschaft schadet. Die Hauptexportwährung Euro hat sich jüngst etwas verteuert, nachdem im Zuge der Coronvirus-Krise im Mai vorübergehend auf den höchsten Stand seit dem Frankenschock im Jahr 2015 gestiegen war. Am Dienstag kostete ein Euro 1,0745 Franken.
(Reuters)