«Ich denke, vier Prozent sind ein restriktives Niveau», sagte Lane am Donnerstag auf einer Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. «Insgesamt ist die Einschätzung, wir sind restriktiv.» Nach mittlerweile zehn Zinsanhebungen in Serie seit dem Sommer 2022 liegt der am Kapitalmarkt massgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken, inzwischen bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999.

Eine minimale Bedingung für ein restriktives Zinsniveau ist laut Lane, dass die Inflation sinke, vor allem die zugrundeliegenden Messgrössen. Und das sei zu sehen, sagte der oberste Ökonom der EZB. Die Teuerungsrate im Euroraum war im September deutlich auf 4,3 Prozent gesunken nach 5,2 Prozent im August. Noch 2022 hatte sie zeitweise über zehn Prozent gelegen. Auch die von der EZB viel beachtete Kerninflation, in der schwankungsanfällige Preise ausgeklammert bleiben, ging im September kräftig auf 4,5 Prozent zurück nach 5,3 Prozent im August.

Falls angenommen werde, die Zinsen lägen unter dem Niveau, wo sie liegen sollten, müsse eigentlich eine positive Kreditdynamik zu sehen sein, sagte Lane weiter. «Wir haben das nicht.» Diese ist aus seiner Sicht sogar noch schwächer als ursprünglich angenommen. «Was die Kreditdynamik betrifft, so war diese wirklich ziemlich schwach und lag unter dem, was wir im vorigen Jahr erwartet hatten.» Im August hatten Banken im Euroraum laut EZB nur noch 0,6 Prozent mehr Darlehen an Unternehmen ausgereicht als ein Jahr zuvor. Das war der kleinste Zuwachs seit Ende 2015. Im Juli waren es noch 2,2 Prozent gewesen.

(Reuters)