Die Zinswende könnte "einige Zeit" nach dem Auslaufen der Anleihenkäufe im dritten Quartal erfolgen, sagte Lagarde am Donnerstag nach der EZB-Zinssitzung. Das könne eine Woche oder auch einige Monate danach bedeuten. Lagarde räumte zugleich ein, dass es unterschiedliche Ansichten im EZB-Rat gegeben habe. "Wir haben sehr intensive Gespräche über die aktuelle Wirtschaftslage geführt, über die Aussichten, über die Ungewissheit", sagte sie.
Angesichts rasant steigender Preise ebnete die EZB zwei Wochen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges den Weg für eine Zinswende. Sie signalisierte, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe schneller zurückzufahren und im dritten Quartal ganz auslaufen zu lassen. Das gilt als Voraussetzung für eine Abkehr von der Nullzinspolitik.
Konjunktur - EZB hebt Inflationsprognose für 2022 auf 5,1 Prozent an https://t.co/XHuUDWILyR pic.twitter.com/IXDfFIKpkl
— cash (@cashch) March 10, 2022
Das Ende der Käufe steht allerdings unter der Bedingung, dass sich die Inflation auf mittlere Sicht auch nach dem Auslaufen der Anleihenkäufe wie von den Währungshütern erwartet entwickelt.
Ukraine-Krieg wird erhebliche Auswirkungen haben
Der Angriff Russlands auf die Ukraine wird laut Europäischer Zentralbank (EZB) erhebliche Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Inflation haben. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sprach am Donnerstag in Frankfurt nach der Ratssitzung von Unterbrechungen des internationalen Handels, geringerer Zuversicht in der Wirtschaft und steigenden Energiepreisen. Die konkreten Auswirkungen hingen jedoch davon ab, wie sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine entwickele.
Positiv hob Lagarde hervor, dass die Konjunktur durch die nachlassende Corona-Pandemie unterstützt werde. Infolgedessen hätten sich die Lieferengpässe gelöst und der Arbeitsmarkt weiter verbessert. Allerdings dürfte die Konjunktur durch den starken Preisanstieg bei Rohstoffen und Energie gedämpft werden. Gleiches gelte für die schlechtere Wirtschaftsstimmung. Die Wachstumsrisiken seien mit dem Krieg deutlich gestiegen.
An den Finanzmärkten sei die Volatilität gestiegen, sagte Lagarde. Die Finanzsanktionen gegen Russland hätten bisher aber nicht zu ernsten Verspannungen oder Liquiditätsengpässen geführt. Die Bankbilanzen bezeichnete Lagarde als gesund, die Banken arbeiteten so profitabel wie vor der Pandemie.
(Reuters/AWP)