"Es gibt ja schon viele Stimmen - ich gehöre auch dazu - die dann sagen würden, dass man im Juli schon den ersten Zinsschritt machen könnte", sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel am Freitag bei einer Frage- und Antwort-Runde mit jungen Bürgern. Er hat jüngst bereits signalisiert, dass negative Zinsen im Euroraum "relativ bald" Geschichte sein dürften.
Aktuell liegt der Einlagensatz im Euroraum bei minus 0,5 Prozent. Das heisst, Banken müssen Strafzinsen berappen, wenn sie bei der Notenbank Geld horten. Der Leitzins liegt derzeit bei 0,0 Prozent. Die nächsten Zins-Sitzungen der EZB stehen am 9. Juni und am 21. Juli an.
Lindner begrüsst Zinsschritt
Der deutsche Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte im Gespräch mit dem "Spiegel", er begrüsse es, dass die EZB bald Zinsschritte unternehme. Die Treiber der Inflation seien allerdings die Energiepreise und die gestörten Lieferketten, weniger die Notenbankpolitik: "In der Verantwortung steht aber vor allem der Staat", betonte der FDP-Chef. Der Bundestag hat am Donnerstag das Steuerentlastungsgesetz 2022 beschlossen, eine der Reaktionen der Ampel-Koalition auf die stark gestiegenen Energiepreise.
Die EZB steht unter Zugzwang, da die Teuerungsrate mit zuletzt 7,5 Prozent im Euroraum weit über das Ziel der EZB von 2,0 Prozent hinausgeschossen ist. Die Bundesbank sieht auch deshalb Eile geboten, da sie hierzulande für dieses Jahr mittlerweile mit einer hohen Teuerungsrate von fast sieben Prozent rechnet.
(Reuters)