Wie am Freitagabend nach Börsenschluss bekannt wurde, muss der Pharma- und Diagnostikkonzern Roche zwei Studien mit dem Krebsmedikament Tecentriq auf Gesuch der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA teilweise aussetzen. Schuld sind von anderen Medikamenten derselben Wirkstoffklasse ausgehende Sicherheitsbedenken.

Bei den beiden betroffenen Studien handelt es sich zwar um solche in den frühen Phasen Ib und Ib/II. Allerdings ist dies bereits der dritte produktseitige Rückschlag für das traditionsreiche Basler Unternehmen innerhalb weniger Tage. Erst am vergangenen Montag wartete Roche mit enttäuschenden Studienergebnissen zum Augenheilmittel Lampalizumab zur Behandlung von geografischer Atropie auf. Zudem zeigte auch Zelobraf bei Patienten mit einem besonderen Melanom-Typ nicht die erhoffte Wirksamkeit.

An der Schweizer Börse SIX gewinnt der Genussschein von Roche bloss magere 0,2 Prozent auf 243,60 Franken.

Angesichts des eher frühen Stadiums von Tecentriq auf besagtem Anwendungsgebiet bezeichnen Beobachter den jüngsten Rückschlag als durchaus verkraftbar. Allerdings sei der Pharma- und Diagnostikkonzern im Hinblick auf den Patentablauf bei umsatzreichen Medikamenten wie Rituxan, Avastin oder Herceptin geradezu zum Erfolg bei den noch jungen Produkten verdammt, so lautet der Tenor.

Roche zusehends ein Problem für den SMI

Ähnlich äussert sich der für die Zürcher Kantonalbank tätige Pharmaanalyst. Seines Erachtens ist die Forderung der FDA nach einer teilweisen Aussetzung der beiden Tecentriq-Studien eine reine Vorsichtsmassnahme. Wie er weiter schreibt, ist der Rivale Merck Roche mit Keytruda in Sachen Antikörper um rund zwei Jahre voraus. Folglich verfügt man bei Keytruda über weitaus bessere Erfahrungswerte als bei Tecentriq. Wie der Experte weiter schreibt, könnte es sich bei den vermuteten Nebenwirkungen um ein Problem der gesamten Wirkstoffklasse handeln. Angesichts der noch frühen Studienphasen ohne Einbezug eines Umsatzbeitrags hält er die Auswirkungen auf den mit "Marktgewichten" eingestuften Roche-Genussschein für gering.

Genussschein von Roche (rot) im 12-Monats-Vergleich mit dem SMI (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Mit 16,3 Prozent an der Gesamtkapitalisierung zählt Roche zu den Schwergewichten unter den im Swiss Market Index (SMI) vertretenen Unternehmen. Nur Novartis und Nestlé weisen eine noch höhere Indexgewichtung auf. Durch die am Freitag angelaufene Begrenzung gewinnt Roche hierzulande sogar noch an Bedeutung.

Genussschein fällt in der Gunst der Analysten

Folglich bremsen die produktseitigen Rückschläge beim Pharma- und Diagnostikkonzern den gesamten SMI. Während das Börsenbarometer seit Jahresbeginn um fast 10 Prozent zulegen konnte, errechnet sich beim Genussschein von Roche gerademal ein Kursplus von 4,6 Prozent.

In einer Studie der amerikanischen Investmentbank Jefferies zum weltweiten Pharmasektor empfehlen die Autoren den Roche-Titel zwar weiterhin mit einem Kursziel von 275 Franken zum Kauf. Allerdings fällt das Basler Unternehmen auf der Favoritenliste der Analysten vom siebten auf den achten Rang zurück.

Wie Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP verraten, raten nur noch 13 von insgesamt 24 Banken zum Kauf des Genussscheins. 10 Banken stufen ihn neutral ein und mit der britischen HSBC empfiehlt den Genussschein sogar eine Bank mit einem Kursziel von gerademal 210 Franken zum Verkauf.