Seit einigen Wochen läuft's an den Aktienmärten nicht mehr so rund wie in den 12 Monaten zuvor. Die Korrektur fiel in einigen Märkten deutlicher aus  - zum Beispiel Schweiz oder Japan - als in anderen. Die USA oder Deutschland hatten wesentlich geringere Verluste.
 
Die Märkte korrigierten hauptsächlich wegen Spekulationen über eine möglich Abschwächung der Massnahmen, welche die US-Zentralbank zur Stärkung der Wirtschaft ins Leben gerufen hatte. Derzeit kauft die Federal Reserve zur Ankurbelung der Konjunktur Bonds und Immobilienpapiere im Volumen von 85 Milliarden Dollar monatlich auf.

Laut James Swanson, Chef der Investmentstrategie beim Traditionshaus MFS Investment Management in Boston, ist die Delle nur vorübergehend.  "Wir glauben nicht, dass die Federal Reserve ihre Geldpolitik bis ins nächste Jahr hinein ändern wird", sagt Swanson im Video-Interview mit cash. Zum einen gebe es keinerlei direkte Andeutungen von Fed-Chef Ben Bernanke, dass er einen Änderung vornehmen werde, so Swanson.

Zum andern: Bernanke sei bei seinen Aufgaben teilweise gescheitert. Nicht bei der Beibehaltung der Preisstabilität, der einen Aufgabe der US-Zentralbank. Aber beim Stellenwachstum, des anderen grossen "Jobs" der Fed.

Bernanke wird kaum wortbrüchig

"Bernanke will 6,5 Prozent Arbeitslosenrate, bevor er die lockere Geldpolitik beenden will. Wir haben aber noch immer 7,6 Prozent. Beim derzeitigen US-Wachstum werden wir in einem Jahr noch nicht auf dem erwünschten Niveau der Fed sein“, stellt Swanson fest. Deshalb kann er sich nicht vorstellen, dass Bernanke wortbrüchig werden sollte.

Der US-Arbeitsmarktbericht von letzter Woche enthielt eine für die Börse perfekte Mischung aus guten und schlechten Nachrichten: Die Erholung der Konjunktur setzt sich fort, aber nicht so schnell, dass die US-Notenbank ihre von der Börse geliebte Geldflut eindämmen müsste. Die Folge waren steigende Aktienmärkte.

Nochmals 7 Prozent in den USA
 
Aus diesem Grund glaubt Swanson, dass die Märkte in den USA und anderswo weiter steigen werden. "Solange die Investoren wissen, dass die Fed bei einer Wachstumsdelle neue Massnahmen ergreift, werden sie in Aktien investieren".

Er billigt den US-Börsen noch ein Wachstum von 7 Prozent bis zum Jahresende zu. Swanson bevorzugt ein seinem Portfolio auf Aktienseite die Technologie-Titel, vor allem wegen Gewinnpotenzials der Unternehmen, ihres hohen Cash-Flows und der Schuldenfreiheit.
 
MFS Investment Management, die etwa 350 Milliarden Dollar verwaltet und 1924 ins Leben gerufen wurde, ist seit über 30 Jahren eine Tochtergesellschaft der kanadischen Sun Life Financial Group. MFS beansprucht für sich die Erfindung der Anlagefonds. Das Unternehmen hält rund 10 Prozent des Kapitals am Hörgerätehersteller Sonova.
 
Im Video-Interview äussert sich James Swanson auch über die Wahrscheinlichkeit eines Rücktrittes von Ben Bernanke und über Inflationsgefahren.