Nachwievor würden Geldhäuser andere Geldhäuser als ihre Hauptwettbewerber betrachten, sagte Wuermeling am Dienstag auf einem Finanzkongress der "Börsen-Zeitung" in Frankfurt. "Das mag sich mittelfristig als Irrtum erweisen", führte er aus. Bei der Analyse der Konkurrenz der Zukunft dürfe nicht an den Grenzen der eigenen Branche halt gemacht werden. Wuermeling ist im Vorstand der Bundesbank für die Bankenaufsicht zuständig.

"Wer weiß schon, wann die ersten Verbraucher ihr Gehalt nicht mehr auf ein Bankkonto sondern auf ihr Amazon-Konto überweisen lassen", sagte Wuermeling. Die Entscheidung darüber, wo in der Zukunft das Privatkundengeschäft stattfinden werde - in der Bank oder auf einer Plattform - sei noch nicht getroffen. "Aber das Rennen ist eröffnet."

Experten warnen seit längerem, dass Technologiekonzerne wie Apple, Google oder Amazon die etablierte Bankenbranche mit eigenen Finanzdienstleistungen aufmischen könnten. Zwar stehen hinter solchen Diensten häufig immer noch traditionelle Institute. Aber die Gefahr besteht, dass Banken immer mehr in den Hintergrund gedrängt werden und ihnen wertvolle Kundendaten entgehen.

"Technologieunternehmen haben in einigen Bereichen deutlich Vorteile gegenüber etablierten Banken," warnte Wuermeling. Sie besäßen einen umfangreichen Kundenstamm und könnten ihre Kundendaten durch Querverkauf (cross-selling) zu Geld machen. "Zudem können BigTechs ihre bestehende Technologie leicht für Finanzdienstleistungen anpassen." Auch würden sie solche Dienste womöglich gar nicht als eigenes Geschäftsmodell ansehen. Sie dienten dann nur dazu, Kunden zu binden und Daten zu erzeugen und Verkehr auf der Plattform zu schaffen. "Sie wollen und brauchen gar keine Erträge zu erwirtschaften und sind damit Banken gegenüber betriebswirtschaftlich natürlich klar im Vorteil." 

(Reuters)