"Wir wollen nicht wieder damit anfangen, bei den Kapitalpuffern die Zügel anzuziehen, während die Krise immer noch die Bilanzen der Banken trifft", sagte EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria am Montag bei einer Online-Veranstaltung der IESE Business School. Die EZB plane, dass Geldhäuser bis mindestens 2022 ihre Kapitalpuffer flexibel nutzen dürfen. "Aber wir können auch erneut den Zeitpfad überdenken, falls erhebliche Probleme mit der Qualität von Vermögenswerten auftauchen sollten," fügte er hinzu.
Die Bankenwächter hatten vergangene Woche angekündigt, ab Oktober wieder ohne Einschränkungen Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe der Geldhäuser zuzulassen. Diese seien dann wieder Teil des normalen Aufsichtsprozesses. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte wegen der Corona-Krise die Geldhäuser dazu aufgefordert, bis Ende September entweder keine oder nur in begrenztem Umfang Dividenden zu zahlen oder Aktien zurückzukaufen.
Enria zufolge gibt es die Erwartung an den Märkten, dass die Banken bald damit beginnen würden, Rückstellungen zu verringern, so dass Gewinne und Auszahlungen an die Aktionäre wieder anziehen. "Wir hoffen, dass die Banken eine gutes Ausmaß an Vorsicht walten lassen werden bei der Verringerung der Rückstellungen," führte er aus. Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Kontrolle der großen Geldhäuser im Euro-Raum zuständig. Aktuell überwacht sie 114 Finanzinstitute.
(Reuters)