"Bei den Firmen ist die Angst vor Aktivisten deutlich gestiegen", sagte Dirk Albersmeier, Co-Chef des weltweiten Fusionsberatungsgeschäfts von JP Morgan, am Montag zu Journalisten. "Wir schätzen, dass wir in Europa in der zweiten Jahreshälfte rund ein halbes Dutzend prominente Fälle sehen werden." Unter Einschluss von kleineren und nicht öffentlichen Angriffen dürfte diese Zahl ein Vielfaches davon erreichen, so der Banker.

Im vergangenen Jahr hätten sich viele Fonds zurückgehalten, weil sie in anderen Bereichen einfacher Geld verdienen konnten und sie wenig Unterstützung von anderen Investoren erhalten hätten, sagte Albersmeier. Ein Schwerpunkt aktivistischer Vorstösse sei nun die europäische Finanzbranche.

So drängt Elliott Advisors etwa beim niederländischen Versicherer NN Group und der finnischen Sampo auf Bereichsverkäufe. "Aber auch andere breit aufgestellte Unternehmen, die nicht in jedem Bereich Spitze sind, kommen vermehrt wieder auf die Ziel-Liste", sagte Albersmeier.

Credit Suisse im Visier?

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte vergangene Woche mit Bezug auf Insider berichtet, dass Credit Suisse angesichts des gesunkenen Börsenwertes befürchtet, ins Visier eines aktivistischen Investors zu geraten.

Die aktivistischen Investoren fokussierten sich verstärkt auch auf das Thema Nachhaltigkeit. Konzerne, bei denen von vielleicht vier Bereichen nur einer schlechte Nachhaltigkeitswerte erreiche, litten als Ganzes oft an einem Bewertungs-Abschlag.

"In den nächsten zwölf bis 24 Monaten werden wir verstärkt sehen, dass Aktivisten in einem solchen Fall einen Verkauf oder eine Abspaltung von Bereichen mit sehr negativen ESG-Ratings fordern", sagte der Banker mit Blick auf Umweltschutz, den Umgang mit den Beschäftigten und das soziale Engagement sowie gute Unternehmensführung.

(Reuters)