So gehen vier von fünf Finanzinstituten im kommenden Jahr von steigenden operativen Ergebnissen aus, heisst es im Bankenbarometer 2018 des Beratungsunternehmens EY. Weiterhin wird zudem das Kreditgeschäft als attraktiv eingeschätzt, nur eine Minderheit der Institute will im neuen Jahr eine restriktivere Kreditpolitik verfolgen.

Mit der Erwartung eines verbesserten operativen Geschäfts durch 82% (Vorjahr 68%) der befragten Finanzinstitute seien die Banken "so optimistisch wie noch nie", sagte EY-Managing Partner Patrick Schwaller am Donnerstag an der Vorstellung der neusten Ausgabe des nun im achten Jahren erstellten Bankenbarometers. Die Banken hätten in den vergangenen Jahren eine hohe Widerstandsfähigkeit entwickelt. Zudem hofften sie im laufenden Jahr von verbesserten wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu profitieren.

Negativzinsen belasten

Immerhin werden die Negativzinsen weiterhin als problematisch erachtet - wie im Vorjahr sehen 86% der Institute negative Folgen für ihr Geschäft. Die Negativzinsen belasten die Margen im klassischen Bankgeschäft, wegen des Anlagenotstands drängen zudem vermehrt institutionelle Investoren - etwa Versicherer oder Pensionskassen - in das Kreditgeschäft. Zwar seien die Banken in den vergangenen Jahren gut mit der Situation zurechtgekommen, meint EY-Partner Olaf Toepfer. "Aber sie sind sich auch bewusst, dass es an verschiedenen Märkten zu Verzerrungen kommt."

Ansteigend ist der Anteil der Banken, die eine Weitergabe von Negativzinsen an Privatkunden nicht kategorisch ausschliesst (57% vs. 35% im Vorjahr). Retailkunden dürften von solchen Massnahmen aber weiterhin nicht betroffen sein, fürchten doch viele Banken (40%) umfangreiche Abzüge von Geldern bei einer solchen Massnahme. Ein Politikwechsel der Nationalbank wird weiterhin nur mittelfristig, also in ein bis drei Jahren, erwartet.

Dennoch wird das Kreditgeschäft durch die Schweizer Banken als attraktiv eingeschätzt. 75% der befragten Institute wollen ihre Kreditvergabe-Politik beibehalten oder noch expansiver werden. Das gelte insbesondere für KMU-Kreditfinanzierungen, hätten doch die Schweizer KMU den Frankenschock gemeistert und seien in guter Verfassung. Zudem sehen nur gerade 20% (Vorjahr 30%) der Banken einen Bedarf für höhere Wertberichtigungen und Rückstellungen auf ihren Kreditausleihungen in den kommenden 6 bis 12 Monaten.

Abflauende Regulierungswelle?

Etwas gelassener als in den Vorjahren scheinen die Finanzinstitute laut der Umfrage die Regulierung zu sehen: Immerhin rechnen nun bereits 37% der Befragten damit, dass die Bankindustrie in den kommenden Jahren nicht stärker reguliert wird - das sei der höchste Wert seit Durchführung der Studie. Für die EY-Berater deutet das darauf hin, dass die Regulierungswelle ihren Höhepunkt überschritten hat.

Auch generell scheint die Branche die Situation entspannter zu sehen. Zwar erwartet weiterhin eine Mehrheit (73%) der Befragten einen anhaltenden Strukturwandel, das ist aber klar weniger als noch im Jahr davor (87%) - für die EY-Berater eine recht überraschende Abnahme angesichts der vielfältigen Herausforderungen. So erwarten auch immer mehr Banken in der Zukunft wieder bessere Renditen für ihre Aktionäre.

Digitalisierung anerkannt

Die "fundamentalen Auswirkungen" der Digitalisierung auf ihr Geschäft werden nun von 53% (Vorjahr 26%) der Befragten anerkannt. Noch in den Vorjahren habe eine Mehrheit der Banken in der Digitalisierung vor allem einen zusätzlichen Vertriebskanal gesehen, so EY. Allerdings führt die Digitalisierung auch zu einer grösseren Verwundbarkeit, entsprechend rücke das Thema "Cybersecurity" weiter in den Fokus.

Das EY Bankenbarometer basiert nach eigenen Angaben auf der Befragung von 100 Geschäftsleitungs-Mitgliedern von Schweizer Banken. Dabei handelt es sich um Privatbanken, Auslandsbanken, Regionalbanken und Kantonalbanken in allen Landesteilen, zudem seien auch die Schweizer Einheiten der zwei Grossbanken befragt worden.

(AWP)