Das Vertrauen in die EZB in die jeweilige nationale Notenbank und die EU-Kommission ist dort am niedrigsten, wo Menschen über ein Jahreseinkommen von weniger als 20'000 Euro verfügen. Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Fachartikel hervorgeht, leidet das Vertrauen dieser Einkommensgruppe insbesondere in den Staaten der Euro-Zone, in denen eine grössere soziale Kluft zwischen Arm und Reich klafft.

Schere zwischen Arm und Reich

Die Autoren des EZB-Artikels stützen ihre Informationen auf Daten aus sechs Euro-Zonen-Staaten: Demnach bezeichnen mehr als 75 Prozent der Befragten in Belgien, Spanien und Italien die Schere zwischen Arm und Reich in ihren Ländern als zu gross.

In Belgien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden ist dieses Gefühl in den unteren Einkommensschichten jeweils weit stärker ausgeprägt als bei Wohlhabenden. In Deutschland und Frankreich ist zugleich das Vertrauen in die EZB bei denjenigen schwächer ausgeprägt, die eine starke soziale Kluft in ihrem Land wahrnehmen - dies auch unabhängig von Erwerbsstatus oder Bildungsniveau.

Sicherung der Preisstabilität

Die Autoren empfehlen, dass die EZB noch stärker erläutern sollte, wie sie mit dem Verfolgen ihres in den EU-Verträgen festgelegten Mandats der Sicherung der Preisstabilität zur wirtschaftlichen Stabilität beitragen und sozialen Unterschieden entgegenwirken könne. In Deutschland dämpft vor allem die mit 7,3 Prozent höchste Inflation seit Ende 1981 die Konsumlaune.

Teuerung belastet die Kaufkraft der Konsumenten

Die im Zuge des Ukraine-Kriegs weiter angestiegenen Preise für Energie sowie Lieferengpässe sorgen für eine starke Teuerung, die an der Kaufkraft der Konsumenten nagt - insbesondere in unteren Einkommensschichten. Zugleich sind die Preise für deutsche Wohnimmobilien in Zeiten niedriger Zinsen massiv angestiegen. Die Bundesbank warnt seit längerem vor zunehmenden Gefahren auf dem deutschen Immobilienmarkt.

(Reuters)