Aktionäre von Temenos brauchten in den letzten Wochen festgezurrte Sicherheitsgurte. Vom Allzeithoch Anfang Dezember (52,90 Franken) ging es mit der Aktie im Januar zwischenzeitlich  rasant bergab, bevor sie in kurzer Zeit wieder an der Marke von 50 Franken kratzte.

Im Februar dann fiel der Titel unter 41 Franken, bevor er in den letzten zwei Wochen zu einem veritablen Höhenflug ansetzte, wie der Chart zeigt. In einem hochvolatilen Umfeld kommt Temenos seit Anfang Jahr insgesamt auf ein Minus von knapp 4 Prozent.

Temenos-Aktie in den letzten sechs Monaten, Quelle: cash.ch

Verantwortlich für diese Achterbahnfahrt waren einerseits allgemeine Marktturbulenzen, denen sich auch der als "Anleger-Liebling" bezeichnete Bankensoftware-Hersteller nicht entziehen konnte. Denn als Zulieferer der Finanzindustrie wird Temenos rasch in Mitleidenschaft gezogen, wenn sich Investoren Sorgen machen um den Zustand der Finanzmärkte.

Andererseits sorgten auch unternehmensspezifische Neuigkeiten für ein Auf und Ab. So hat Temenos im Februar die Unternehmenszahlen für das Geschäftsjahr 2015 vorgelegt. Dabei kam bei mehr Umsatz ein kleinerer Gewinn zustande. Dennoch wurde eine Dividendenerhöhung kommuniziert, was die Anleger zugreifen liess.

Profiteur der Fintech-Bewegung

Der schon länger anhaltende Aufwärtstrend von Temenos (Mitte 2012 stand die Aktie mal bei knapp 10 Franken) hat viel mit den Transformationen der Bankenindustrie zu tun. Die Softwarelösungen der Genfer werden beispielsweise bei der Verwaltung von Konten, im Zahlungsverkehr oder bei der Datenanalyse eingesetzt. Die fortschreitende Digitalisierung sowie der Wandel zu mehr mobilen Lösungen spielt Temenos also in die Karten. Was heute zähle, seien "schöne digital Kundenerfahrungen", sagte Marketing-Chef Ben Robinson kürzlich in einem Interview mit "inside-it".

Das Problem dabei: Hat sich ein Finanzdienstleister einmal für eine Plattform entschieden, bleibt er dieser eine Weile treu. Umso wichtiger ist es, bei Neuvergaben den Zuschlag zu erhalten. Das gelang Temenos zuletzt im Januar mit der luxemburgischen Advanzia Bank. Die Temenos-Produkte sind nicht nur etablierten Banken beliebt, sondern auch bei Start-ups aus der Fintech-Szene. So engagiert sich das Unternehmen beispielsweise im Genfer Fintech-Accelerator "Fusion". 

Wie immer, wenn es um Fintech-Unternehmen geht, stellt sich aber auch die Frage: Haben sie eine Zukunft haben oder werden sie im Erfolgsfall von den grossen Playern (Banken, Versicherungen) geschluckt? Zudem sind diesbezüglich noch viele regulatorische Fragen offen.

Fressen oder gefressen werden

Im Markt für Bankensysteme gilt Temenos weltweit als führend. Nicht aber in der Schweiz. Wichtige Mitstreiter sind hierzulande Avaloq und Finnova. In die Schlagzeilen geriet der Konkurrenzkampf zwischen Temenos und Avaloq jüngst im Zuge der Privatbanken-Fusion von EFG International und BSI. Noch steht nicht fest, welche IT-Plattform zum Handkuss kommt.

Wachsen kann Temenos auf zwei Arten: Über die Verbreitung ihrer Software, sprich über starkes Lizenzwachstum. Oder über Akquisitionen. Man schaue sich nach Kandidaten um, die ins Portfolio passen, sagte Finanzchef Max Chuard anlässlich der letzten Ergebnispräsentation. Vom Wachstum felsenfest überzeugt sind die Analysten der Bank Vontobel. Ihr Kursziel von 65 Franken bedeutet aktuell ein Aufwärtspotenzial von 30 Prozent.

Kurstreibend könnten auch Übernahmegerüchte in die andere Richtung wirken. In der Vergangenheit galten Software-Riesen wie SAP, Microsoft oder IBM als mögliche Interessenten an Temenos. Dazu müsste aber auch Martin Ebner zustimmen. Der Grossaktionär hält über die Beteiligungsgesellschaft Patinex und die BZ Bank rund 15 Prozent an Temenos.