New Yorks Position bei Arbeitsplätzen in den Bereichen Finanzen und Geldanlagen nimmt ab. Diese Woche sickerte in Manhattan und in Nashville, Tennessee, durch, dass Alliance Bernstein plant, seine Zentrale zu verlegen. Der Vermögensverwalter zieht aus der für Broadway-Shows bekannten Stadt in eine für Country-Musik bekannte Stadt. Die leitenden Angestellten des Unternehmens, einschliesslich Chief Executive Officer Seth Bernstein, werden umziehen, wie das Wall Street Journal berichtete. Und zu ihnen könnten sich mehr als 1000 Mitarbeiter gesellen, berichtete die Nashville Post.

Auch wenn J.P. Morgan eine neue Zentrale in der Park Avenue plant, verlagern einige grosse Banken und Vermögensverwalter Ressourcen um Hunderte oder Tausende Meilen in billigere US-Städte. In den vergangenen Jahren hat Goldman Sachs Aktivitäten in Salt Lake City aufgebaut und die Deutsche Bank hat in Jacksonville, Florida, expandiert. Pacific Investment Management, kurz Pimco, hat sich gerade für ein neues Büro in Austin, Texas, entschieden. Pimco sucht dort Mitarbeiter für Technologie, zudem soll das Marketing in den USA ausgeweitet werden.

Banken evaluieren Standorte

Im vergangenen Jahr trugen Umsiedlungen zum ersten Rückgang der Mitarbeiterzahl in New York City seit 2013 bei. Damit beschäftigt die Finanzbranche noch etwa 176'900 Menschen in der Stadt - sechs Prozent weniger als vor der Finanzkrise, wie aus Angaben des Büros des State Comptrollers hervorgeht. Der Rest des privaten Sektors wuchs in derselben Zeitspanne um 23 Prozent.

Alliance Bernstein nahm nicht weniger als 30 Städte unter die Lupe und untersuchte sie nach Kriterien wie Wohnmöglichkeiten, Lebenshaltungskosten, Bildung und Wetter. Die ursprüngliche Absicht der Firma sei nicht gewesen, ihren Hauptsitz zu verlegen, aber das habe sich im Laufe der Suche geändert, berichtete die Nashville Post.

Neben Kostensenkungsbestrebungen wurde der Umzug teilweise durch niedrigere Staats-, Stadt- und Grundsteuern in Tennessee im Vergleich mit dem New Yorker Gebiet ausgelöst, berichtete das Journal unter Berufung auf ungenannte Quellen und ein Mitarbeiter-Memo. Die Gesellschaft plane in diesem Jahr mit dem Umzug von Mitarbeitern zu beginnen, aber die Vermögensverwalter und das Privatkundengeschäft bleiben in New York, heisst es in der Zeitung. Jonathan Freedman, ein Sprecher von Alliance Bernstein, antwortete auf eine Bitte um Stellungnahme nicht.

Kostendruck bei Vermögensverwaltern

In einer Telefonkonferenz mit Investoren teilte Alliance Bernstein im Oktober mit, dass sie in ihrer New Yorker Zentrale ein Stockwerk geräumt habe, um es zur Untervermietung anzubieten, was zu jährlichen Einsparungen von 3,6 Millionen Dollar führen soll.

Vermögensverwalter stehen unter zunehmendem Druck, ihre Ausgaben zu senken, da sich die Anleger auf kostengünstige Investmentfonds und andere Produkte konzentrieren. Unter den aktiv investierten Fonds locken nur die preiswertesten neue Anlagegelder an, wie das Investment Company Institute in einem Bericht diese Woche mitteilte. Alliance Bernstein war da keine Ausnahme. Im ersten Quartal 2018 hatte der Vermögensverwalter Nettoabflüsse von 2,4 Milliarden US-Dollar zu verzeichnen.

(Bloomberg/cash)