Die Deutsche Bank stemmte zahlreiche Übernahmen im In- und Ausland und war zeitweise die grösste Bank der Welt. Mittlerweile kämpft das Institut mit Milliardenverlusten und steckt inmitten eines riesigen Konzernumbaus, dem weltweit 18'000 Jobs zum Opfer fallen. Es folgt ein Überblick über die Geschichte und die wichtigsten Fakten der Deutschen Bank:

Gründung

10. März 1870: Die preussische Regierung erteilt dem Institut die Konzession. Als die entscheidenden Gründer gelten der Privatbankier Adelbert Delbrück und der Politiker Ludwig Bamberger. Erster Vorstandssprecher ist Georg von Siemens. Am 9. April nimmt die Bank in gemieteten Räumen in der Französischen Strasse 21 in Berlin ihre Geschäfte auf.

Meilensteine

Bis 1873: Filialeröffnungen in Bremen, Hamburg, Yokohama, Shanghai und London. Die erste Filiale in Frankfurt am Main, dem heutigen Hauptsitz, öffnet 1886.

1947: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird die Deutsche Bank in den westlichen Besatzungszonen in zehn Regionalinstitute aufgespalten. Erst nach der Gründung der Bundesrepublik werden die Einzelteile wieder zusammengeführt.

1957: Entstehung der Deutsche Bank AG mit Sitz in Frankfurt.

1989: Übernahme der britischen Investmentbank Morgan Grenfell. Dies gilt als Startschuss für die Expansion der Deutschen Bank im internationalen Kapitalmarktgeschäft.

1999: Übernahme von Bankers Trust zur Stärkung des globalen Investmentbanking. Gleichzeitig Ausgliederung des deutschen Privatkundengeschäfts in die "Deutsche Bank 24" (DB 24).

2002: Die DB 24 wird wieder beerdigt. Viele fühlten sich als Kunden zweiter Klasse aussortiert. Die Deutsche Bank entdeckt das Einlagengeschäft als wichtige Refinanzierungsquelle wieder und will ihm eine prominente Rolle geben.

2002: Der damalige Chef Rolf Breuer gibt ein TV-Interview, in dem er sich über die Kreditwürdigkeit des Medienunternehmers Leo Kirch äussert. "Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen." Kirch wirft der Bank vor, ihn in die Insolvenz gestürzt zu haben und überzieht sie mit Klagen.

2003: Wenige Monate nach der Übernahme des Chefpostens setzt Josef Ackermann der Bank das Ziel einer Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent und wird damit zur Zielscheibe von Kapitalismuskritikern. Das Renditeziel erreicht sie zwei Mal - 2006 und 2007 - auch dank des Verkaufs von Firmenbeteiligungen.

2008: Die Deutsche Bank kämpft sich im Gegensatz zu vielen anderen Banken ohne Staatsgelder durch die globale Finanzkrise. Der damalige Vorstandschef Josef Ackermann sagt: "Ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden."

2010: Übernahme der Postbank und der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim. Die Postbank wird auf das Massengeschäft mit privaten Anlegern und Kreditnehmern sowie Kleinfirmen ausgerichtet. Sal. Oppenheim wird Teil der Vermögensverwaltung.

2014: Die Bank einigt sich mit den Erben des inzwischen verstorbenen Kirch auf einen Vergleich über 925 Millionen Euro.

März 2018: Die Deutsche Bank bringt einen Minderheitsanteil an ihrem Vermögensverwalter DWS an die Börse. Das spült 1,3 Milliarden Euro in die klammen Kassen des Geldhauses - deutlich weniger als ursprünglich erhofft.

April/Mai 2018: Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt verordnet der neue Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing dem Konzern eine Schrumpfkur. Unter anderem werden Dienstleistungen für Hedgefonds gestrichen und der Handel mit Aktien und Anleihen verkleinert.

März/April 2019: Die Deutsche Bank und die Commerzbank starten Gespräche über eine mögliche Fusion. Rund sechs Wochen später geben sie das Scheitern der Verhandlungen bekannt.

Juli 2019: Sewing verpasst der Bank ein neues Gesicht: Sie soll sich aus Teilen des Investmentbankings zurückziehen und sich wieder stärker um die deutschen Privat- und Firmenkunden kümmern. Der Umbau kostet mehr als sieben Milliarden Euro. Weltweit fallen 18'000 Jobs weg.

Aktien

Im Mai 2007, kurz vor Ausbruch der weltweiten Finanzkrise, hatten die Titel noch ein Allzeithoch von 92,05 Euro erreicht, danach ging es steil bergab. Nach einem Tief im Sommer 2019 starteten die Aktien eine Aufholjagd und spurteten in den ersten Wochen 2020 schneller als andere Bankaktien in Europa nach oben. Erstmals seit eineinhalb Jahren kosteten sie Mitte Februar wieder mehr als zehn Euro. Aus Furcht vor den wirtschaftlichen und geldpolitischen Folgen der Coronavirus-Krise sackten die Titel am Montag auf ein Rekordtief von 5,61 Euro.

Daten & Fakten

Mitarbeiter Stand Ende 2019: 87'597 Vollzeitstellen

Filialen weltweit: 1931

Filialen Deutschland (mit Postbank): circa 1100

Ergebnis 2019: Nettoverlust von 5,7 Milliarden Euro

Bilanzsumme: 1,3 Billionen Euro

Grossaktionäre*: Blackrock (4,2 Prozent), Braunstein (3,1 Prozent), Capital Group (3,1 Prozent), Katar (6,1 Prozent), Cerberus (3,0 Prozent)

*laut den jüngsten Stimmrechtsmitteilungen

(Reuters)