Nach drei Wochen des neuen Jahres beläuft sich das Volumen der angekündigten Fusionen bereits auf 152,5 Milliarden Dollar. Dies ist der höchste Wert seit den 374 Milliarden Dollar, die mitten im Technologie-Deal-Wahn im selben Zeitraum des Jahres 2000 zu Buche standen, wie von Bloomberg zusammengetragene Daten zeigen.

Bankern zufolge verleihen die US-Steuerreform, die robuste Konjunkturentwicklung und die steigenden Aktienkurse den Managern die nötige Zuversicht trotz mittlerweile aufziehender Wolken milliardenschwere Transaktionen zu unterzeichnen - und in manchen Fällen auch hohe Preise zu zahlen. "Wir befinden uns weiter in jenem Goldilocks-Szenario, das zum starken Abschluss des M&A-Jahres 2017 beigetragen hat", sagt Susie Scher, Co-Head Americas Financing bei Goldman Sachs Group Inc. in New York.

Bislang war es ein gutes Jahr für JPMorgan. Die Bank war an Transaktionen über fast 42 Milliarden Dollar beteiligt und führt damit die Tabelle der M&A-Berater an. Der übliche Platzhirsch Goldman Sachs kommt bislang nur auf Rang neun, aber das Jahr hat ja auch gerade erst begonnen.

Den Grossteil des vergangenen Jahres hatten Manager und Berater darauf gewartet, wie US-Präsident Donald Trump seine Steuerversprechen umsetzen wird. Nachdem die Reform der Unternehmensbesteuerung dann im Dezember verabschiedet worden war, bejubelten die Firmen nicht nur die niedrigeren Sätze, sondern auch die geringeren Abgaben bei der Rückführung von Auslandsvermögen - um damit möglicherweise Übernahmen zu finanzieren.

Klarheit über Steuerreform hilft Firmen

"Die Klarheit über die Steuerreform hat dazu geführt, dass die Unternehmen jetzt Entscheidungen treffen können, die sie im vergangenen Jahr womöglich noch auf Eis gelegt hatten", sagt Scher.

Gesellschaften aus Nordamerika, denen die Firmenaufkäufer im vergangenen Jahr noch ihre Gunst entzogen haben, stehen 2018 wieder auf der Einkaufsliste und machen fast 60 Prozent aller angekündigten Transaktionen aus. Der in diesem Jahr bislang grösste Deal war die einschliesslich Verbindlichkeiten rund 14,5 Milliarden Dollar schwere Übernahme der Scana durch die Dominion Energy.

In der Versicherungsbranche zahlt die American International Group 5,56 Milliarden Dollar für den britischen Rückversicherer Validus Holdings - die grösste eigenständige Akquisition des Unternehmens seit 17 Jahren. Und die Celgene hat mit der 9 Milliarden Dollar teuren Übernahme der Juno Therapeutics nicht nur eines ihrer grössten Geschäfte aller Zeiten, sondern auch eine kostspielige Wette auf innovative Krebsbehandlungen abgeschlossen.

Diese Transaktion hat gezeigt, dass die Manager auch keine Angst vor hohen Prämien haben, um das zu bekommen, was sie wollen. Selbst wenn sie damit die Bewertungen weiter nach oben treiben. Celgene zahlt 87 Dollar pro Aktie für Juno - 91 Prozent über dem letzten Schlusskurs, bevor über die Gespräche der beiden Unternehmen berichtet wurde. Dies ist der dritthöchste Aufschlag bei einer US-Transaktion mit einem Volumen von 5 Milliarden Dollar oder mehr seit dem Jahr 2008.

Sanofi-Biovertiv

Europäische Ziele waren bislang hingegen weniger attraktiv, auf sie entfielen lediglich Transaktionen im Wert von 32,4 Milliarden Dollar. Nach monatelanger Suche hat die Sanofi allerdings ein Geschäft besiegelt, um die auf die Bluterkrankheit spezialisierte Bioverativ für etwa 11,6 Milliarden Dollar zu erwerben.

"Grosse Unternehmen sind wegen des stärkeren Wirtschaftswachstums, günstiger Aktienmärkte und für transformative Deals empfänglicher Anteilseigner aktiv geworden", sagt Guillaume Molinier, Managing Director bei Lazard. "Die zunehmenden Impulse aktivistischer Aktionäre waren in einigen Fällen auch ein Katalysator für M&A-Transaktionen."

Auch Private-Equity-Gesellschaften würden ihre Bemühungen verstärken, sagt Jeff Cohen, Global Head für Leveraged Finance Capital Markets bei der Credit Suisse Group.

Sterne stehen günstig

"Ich würde für dieses Jahr mit weiteren grossen Transaktionen rechnen, ganz einfach deshalb, weil die Konstellation günstig ist", sagt Cohen. "Private-Equity-Gesellschaften verfügen über reichlich Zusagen für frisches Geld, haben in den vergangenen zwölf Monaten teilweise sehr hohe Summen eingesammelt und die Kreditmärkte sind so wagemutig und widerstandsfähig, wie wir es schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen haben", sagt er.

Die bisher für 2018 angekündigten Übernahmen Akquisitionen könnten dann in den Schatten gestellt werden, wenn sich einer der am meisten erwarteten Zusammenschlüsse realisieren sollte: Shari Redstone, Vice Chairman der CBS Corp., drängt abermals auf eine Fusion mit Viacom, um die beiden Firmen zusammenzuführen, die ihre Familie kontrolliert.

Dessen ungeachtet beobachten die CEOs aus unterschiedlichen Branchen aufmerksam den Versuch des US-Justizministeriums, die von AT&T vorgeschlagene Übernahme von Time Warner für 85,4 Milliarden Dollar zu blockieren. Sollte die für den 19. März terminierte Klage erfolgreich sein, könnte sie andere Manager von ihren Übernahmeplänen abbringen - besonders von den grossen und schlagzeilenträchtigen.

Auch makroökonomische Faktoren könnten laut Scher von Goldman Sachs die M&A-Aktivitäten bremsen.

"Eine deutliche Korrektur an den Aktienmärkten etwa könnte für eine Pause bei der Musik sorgen", sagt sie. Daneben könne sich auch eine beschleunigte Teuerung negativ auswirken, die die Federal Reserve dazu zwinge, schnell zu handeln und die Zinsen anzuheben.

(Bloomberg)