Der Preisüberwacher Stefan Meierhans sorge mit seinen Aussagen in der Sonntagspresse über die zu hohen Gebühren am Flughafen Zürich für Erstaunen in Politik und Wirtschaft. Er verlangte eine Senkung der Gebühren, damit der Wettbewerb spiele. Billigairlines wie Easy Jet oder Air Berlin würden benachteiligt. Es könne auch nicht sein, dass der Flughafen Zürich die Airline Swiss ausblute, polterte der Preisüberwacher weiter. Schon vor einigen Wochen schoss Swiss-Chef Harry Hohmeister mit allen Rohren gegen den Flughafen.

Meierhans' Aussagen lösen auch bei Analysten, die den Flughafen Zürich beobachten, Kopfschütteln aus. "Es kann nicht die Strategie eines stark ausgelasteten Flughafens sein, mit einer hochwertigen, teuren Infrastruktur Billigflieger anzulocken. Dies wäre weltweit ziemlich einzigartig", sagt ZKB-Analyst Armin Rechberger zu cash.

Der Flughafen Zürich plant, nach zehnjährigem Gleichstand per Anfang 2014 die Passagier- und Landegebühren zu erhöhen. Über das Ausmass der Erhöhung hält sich die Flughafen-Geschäftsleitung rund um CEO Thomas Kern bedeckt. Zürichs Flughafen ist hinsichtlich der Gebührenstruktur zwar nicht der teuerste, bewegt sich aber im oberen Mittelfeld.

Chancen für Gebührenerhöhung stehen gut

Ob die Gebührenerhöhung durchkommt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Fest steht: "Der Flughafen hat ein Standortmonopol, da es keine anderen Hubs in dessen Einzugsgebiet gibt", sagt Aviatik-Experte Andreas Wittmer von der Universität St. Gallen auf Anfrage von cash.

Für Privat- und Geschäftsreisende sei es aufwändig, nach München oder andere Flughäfen auszuweichen. "Solange die Swiss den Schweizer Markt bedienen will, ist sie vom Flughafen Zürich abhängig, was dem Flughafen eine gewisse Marktmacht gibt", so Wittmer. Sprich: Der Flughafen Zürich sitzt am längeren Hebel.

Spielt der Flughafen Zürich seine Marktmacht voll aus, wird sich das angeschlagene Verhältnis zwischen dem Flughafen und der Lufthansa-Tochter Swiss weiter eintrüben. Hohmeister hatte für diesen Fall schon mal mit der Verschiebung von Kapazitäten der Swiss nach Wien, Frankfurt und München gedroht. Dieser (wenn auch unrealistische) Wink mit dem Zaunpfahl kam vor allem in der Politik nicht gut an.

Dennoch könnte der Schuss für den Flughafenbetreiber auch nach hinten losgehen. Denn Monopole machen in der Regel träge. Es ist viel bequemer, Gebühren anzuheben, um Mehreinnahmen zu generieren, statt mittels Kosten- und Effizienzmassnahmen die Gebühren beizubehalten oder gar zu senken. Auf lange Sicht schmälert eine solche Einstellung die Wettbewerbsfähigkeit einer jeden Unternehmung. Zugute halten muss man dem Flughafen, dass er die Gebühren während nun zehn Jahren nicht angerührt hatte.

Negativer psychologischer Effekt

An der Börse nimmt man den Gebührenstreit gelassen. Die Aktie des Flughafen Zürichs notiert mit 505 Franken auf einem Fünf-Jahres-Hoch. Im Gleichschritt mit dem Gesamtmarkt avancierten die Titel seit Jahresbeginn um 20 Prozent.

Obwohl die Anhebung der Gebühren für den Flughafen Zürich für die Aktie nicht matchentscheidend ist, darf man die Auswirkungen auf eine mögliche Ablehnung nicht gänzlich vernachlässigen. Es würde ein psychologisch negatives Zeichen gesetzt, so Rechberger, im Sinne von: "Wenn es dem Flughafen Zürich nach zehn Jahren nicht gelingt, die Gebühren zu erhöhen, wann dann?"

Der Flughafen Zürich kämpft noch an anderen Fronten mit Problemen. So kommt zum Beispiel das Prestigeprojekt "The Circle" nicht voran. Anstatt 2017 soll die Eröffnung ein Jahr später erfolgen. Über 200'000 Quadratmeter Platz bietet "The Circle" für Hotellerie und Gewerbe. Doch bis anhin zieren sich potenzielle Mieter.

Das Immobilienprojekt soll die schwindenden Einnahmen aus dem Flugbetrieb kompensieren. Eine weitere Verzögerung oder gar eine Aufgabe des Projekts hätte somit gravierende Folgen auf die Erträge des Flughafen Zürichs und somit auch auf die Aktie.

Anleger sollten daher die Halbjahreszahlen am 26. August abwarten. Dann sind Neuigkeiten bezüglich Circle und Gebühren zu erwarten.