Airbus will bereits ab nächstem Monat Bestellungen für eine Frachterversion seines A350-Langstreckenflugzeugs entgegennehmen, so mit den Überlegungen vertraute Personen. Das neue Flugzeug ist eine Kampfansage an Boeing und die Dominanz der Amerikaner auf dem Markt für dezidierte Frachtflugzeuge.

Airbus hat bereits mit mehr als einem Dutzend potenzieller Kunden gesprochen und wird in den kommenden Wochen die Genehmigung des Vorstands für die Vermarktung des neuen Flugzeugs einholen, sofern ausreichend Interesse von Fluggesellschaften besteht, sagten die Personen, die um Anonymität baten. Das Programm könnte offiziell noch dieses Jahr starten, sagten sie.

Boeing auf dem Frachtermarkt mehr Konkurrenz zu machen, wäre ein grosser strategischer Schritt für Airbus. Vorstandschef Guillaume Faury sagte gegenüber Bloomberg News im April, er wolle Boeing herausfordern und die A350, ein modernes, leichtes Flugzeug mit Tragflächen und Rumpf aus Kohlefaser, sei "ein starker Kandidat" für ein Frachtflugzeug.

Die Frachtversion würde auf einer modifizierten A350-900 basieren und nach Angaben der Personen etwas länger werden als die Passagierversion. Bis der erste A350-Frachter am Himmel zu sehen wäre, würden allerdings noch einige Jahre vergehen.

Ein Airbus-Sprecher sagte, das Unternehmen diskutiere ständig mit Kunden über neue Produkte und nicht alle Überlegungen würden auch umgesetzt.

Airbus hat sich auf dem wichtigsten Markt für Flugzeuge, in dem die A320-Familie gegen Boeings 737 antritt, einen Vorsprung gegenüber der US-Konkurrenz erarbeitet. Bei den grösseren, teureren Langstreckenmaschinen hinkt Airbus aber weiterhin den Boeing-Modellen hinterher, von denen die 777, 767 und 747 als Frachter angeboten werden.

Abzuwägen bleibt, ob die gute Nachfrage nach Frachtern während der Pandemie anhält. Sollten die vielen eingemotteten Langstrecken-Passagiermaschinen bald wieder abheben, würden diese wieder einen Grossteil der weltweiten Luftfracht mitnehmen.

(Bloomberg)