Damit hatte der Hersteller im Januar das Nachsehen gegenüber seinem Rivalen Boeing , der auch mehr Aufträge an Land ziehen konnte. Beim US-Hersteller schlugen sich allerdings im vergangenen Monat die Probleme beim wichtigen Langstreckenjet 787 "Dreamliner" negativ nieder. Airbus übergab im Januar 30 Verkehrsflugzeuge an Kunden, wie der Dax-Konzern am Dienstagabend in Toulouse mitteilte, die Mehrzahl der Auslieferungen entfiel dabei auf die neuen Mittelstreckentypen A320neo und A321neo. Im Dezember hatte der Hersteller in einem Schlussspurt jedoch noch 93 Maschinen ausgeliefert.

Der Jahresanfang fällt bei Airbus üblicherweise schwach aus, da der Hersteller in der Regel im Monat zuvor Gas gibt, um seine Auslieferungsziele zu erreichen. Dennoch hat der Konzern diesmal mehr Startschwierigkeiten, denn der Disput mit seinem wichtigen Kunden Qatar Airways überschattete Airbus' Auftragsbilanz im Januar.

Zwar sammelte der Konzern im vergangenen Monat neue Bestellungen über 36 Flugzeuge ein, allerdings standen dem auch 52 Stornierungen gegenüber. Betroffen waren allein 50 Maschinen des A321neo, nachdem Airbus selbst im Zwist mit der arabischen Fluggesellschaft deren gesamte Bestellung gekündigt hatte.

Der Flugzeugbauer zog damit aussergerichtliche Konsequenzen, nachdem die Airline des Emirats Katar im Dezember gegen Airbus beim High Court in London eine Klage wegen Lackschäden bei seinem Grossraumjet A350 eingereicht hatte und Schadenersatz fordert.

Boeing profitiert von Clinch zwischen Airbus und Qatar Airways

Von dem Clinch profitiert mittlerweile Boeing: Zuletzt hatte Qatar Airways beim US-Hersteller einen Vertrag über den Kauf von bis zu 102 Maschinen unterzeichnet. Das laut Listenpreisen bis zu 34 Milliarden Dollar schwere Auftragspaket umfasst 50 Frachtversionen des neuen Grossraumfliegers 777X sowie zwei Maschinen der aktuellen Modellserie.

Zudem habe die arabische Fluggesellschaft vorläufige Kaufvereinbarungen für 25 Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max sowie Optionen für weitere 25 abgeschlossen.

Boeing wiederum lieferte im Januar nach eigenen Angaben vom Dienstag insgesamt zwar 32 Flugzeuge aus - und damit zwei Jets mehr als Airbus. Für die Amerikaner war dies jedoch der niedrigste Wert seit drei Monaten. Der Airbus-Rivale leidet schon länger darunter, dass die 787 wegen verschiedener Produktionsmängel nicht an Kunden übergeben werden kann. Boeing wartet weiter auf grünes Licht der US-Flugaufsicht.

Krisenfliegers 737 Max als Kassenschlager

Sonderbelastungen wegen des Modells - etwa für Ausgleichszahlungen aufgrund verzögerter Auslieferungen - brockten Boeing im Schlussquartal bereits einen Verlust von 4,2 Milliarden Dollar ein. Von den im Januar ausgebrachten Boeing-Jets entfiel der Grossteil auf den Mittelstreckenflieger 737 Max, der nach zwei verheerenden Abstürzen über anderthalb Jahre lang mit Startverboten belegt war. Boeing verbuchte im Januar Aufträge für 77 Jets, 55 davon 737 Max.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Boeing dank des Comebacks des Krisenfliegers 737 Max und einer Erholung der Luftfahrtbranche von der Corona-Krise seine Auftragsbilanz stark verbessert. Erstmals seit 2018 lag der US-Konzern bei den Nettobestellungen - also abzüglich Stornierungen und Umbuchungen - wieder vor dem europäischen Konkurrenten.

Bei den Auslieferungen aber liess Airbus im vergangenen Jahr Boeing erneut hinter sich: 2021 hatte der deutsch-französische Konzern 611 Flugzeuge ausgeliefert und damit das eigene Ziel von etwa 600 Maschinen übertroffen. Das Niveau von 863 Auslieferungen aus dem Rekordjahr 2019 war jedoch weit entfernt.

"Auch wenn noch Unsicherheiten bestehen, sind wir auf dem richtigen Weg, die Produktion im Laufe des Jahres 2022 zu steigern", sagte Airbus-Chef Guillaume Faury im Januar. Genaue Ziele setzt sich der Konzern üblicherweise erst bei der Bilanzvorlage, die dieses Mal für den 17. Februar geplant ist./tav/hbr/stw/zb/he

(AWP)