Die zweitgrösste Schweizer Bank Credit Suisse hat sich mit dem Einfrieren ihrer Greensill-Fonds in ein Dilemma begeben. Sie kann nun die entweder die Fondsinvestoren auf potenziellen Verlusten sitzen lassen und sich damit den Zorn einer wichtigen Kundengruppe zuziehen.

Oder sie nimmt die Papiere auf die eigenen Bücher. Dies würde Aktionäre verärgern und den Aufsichtsbehörden missfallen. Wie zu hören ist, hat die Bank Greensill zudem Kredite über 140 Millionen Dollar (128 Millionen Franken) gewährt.

Reputationsrisiken belasten CS

Auch Vorstandschef Thomas Gottstein wird sich Fragen zum Risikomanagement gefallen lassen müssen. Erst vor zwei Wochen musste er wegen Kosten alter Rechtsstreits den ersten Quartalsverlust seit drei Jahren verkünden. Doch nun geht es um Themen, die zum Teil in seiner Amtszeit geschehen sind.

Reputationsrisiken belasteten die Credit-Suisse-Aktie bereits, erklärten Kian Abouhossein und Amit Ranjan von JPMorgan in einer Analyse. “Wir hoffen auf Klarheit darüber, wie die Bank aus den Fonds-Vermögenswerten aussteigen will.”

Credit Suisse bot die Greensill-Fonds über ihre Vermögensverwaltung an und verkaufte sie an Kunden wie Treasurer und Pensionsfonds. Sie investierten in eine locker regulierte Art kurzfristiger Kredite, die von Greensill Capital beschafft wurden. Das Startup sah sich als treibende Kraft bei der Weiterentwicklung der Lieferketten-Finanzierung - ein Nischengeschäft im globalen Finanzsektor.

Freie Hand bei Assets-Auswahl

Bei der Auswahl der Assets liess Credit Suisse Greensill weitgehend freie Hand. Fondsmanager der Schweizer Grossbank waren an der Auswahl der Wertpapiere nicht beteiligt. Um den Anreiz für die Investoren zu erhöhen, waren viele der Kredite versichert, sodass sie als sichere aber renditestärkere Alternative zu Geldmarkt-Fonds erschienen.

Genau die Kreditversicherungen wurden diese Woche zum Auslöser der Krise. Die Entscheidung, die Fonds einzufrieren, folgte informierten Kreisen zufolge darauf, dass ein Kreditversicherers seinen Schutz für einen der Teil der Fondsaktiva nicht verlängern wollte. Ohne die Versicherung durch eine Australien-Tochter von Tokio Marine Holdings wurde es für Credit Suisse unmöglich, den Wert der Kredite zu bemessen.

(Bloomberg)